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Welt der Bücher und Zeitschriften – Esperanto und andere Plansprachen  
Aktuelles, Wissens- und Bedenkenswertes aus der
Deutschen Esperanto-Bibliothek Aalen



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Erscheinungstag von Esperanto aktuell 2016/3
[planmäßig Ende Juni 2016] gruene Trennlinie - - -

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Wem gehört denn die Esperanto-Sammlung unter Signatur 17ZZ… in der Staatsbibliothek zu Berlin?(0)

 
  Hoffentlich geht es diesen Zeilen nicht so, wie es Georg Christoph Lichtenberg(a) (1742 - 1799) über Bücher formulierte: "Ein Buch ist ein Druckwerk, aus dem Leser gewöhnlich etwas ganz anderes herauslesen, als der Autor hineingeschrieben hat."

Die in der Überschrift genannte Esperanto-Sammlung ist seit 1936 Bestandteil der Preußischen Staatsbibliothek Berlin und deren Nachfolger, wird als separate Sammlung geführt, untergebracht in einem Außenmagazin(1).

"Wem gehört denn die Esperanto-Sammlung unter Signatur 17ZZ… in der Staatsbibliothek zu Berlin?" – diese Fragestellung tauchte kurz vor dem Deutschen Esperanto-Kongress 2016 auf und wurde an verschiedene Mailadressen versendet, darunter auch eine Adresse bei yahoogroups.de; somit ist anzunehmen, dass Öffentlichkeit gesucht wurde. Mit Rücksicht auf den Datenschutz nenne ich nicht den Namen des Urhebers, nehme mir aber die Freiheit, mehr oder weniger öffentlich darüber zu informieren, zumal das meiner Ansicht nach alle Leser (Mitglieder des D.E.B.) betreffen sollte.
  Die Auswahl der Empfängeradressen ist für mich nicht so recht nachvollziehbar. Verstanden hätte ich es, wäre diese Frage in einer Juristenrunde oder in der Netzliste(2) der Esperantohistoriker thematisiert worden; denn von dort hätte man sich dann auch kompetente Antworten erhoffen können.

Will man über Besitzverhältnisse diskutieren, so ist sicherlich neben historischen auch juristischer Sachverstand vonnöten – beides will ich mir nicht anmaßen – ich beschreibe es daher mal so, wie ich es weiß und für richtig halte. Einen kurzen Blick zurück halte ich auf jeden Fall für angebracht:

Am 12.11.1908 gründete Dr. Albert Schramm in Dresden das Sächsische Esperanto-Institut. Zum Institut gehörte auch die Königlich-Sächsische Esperanto-Bibliothek. Zuerst war Schramm Regierungsassessor, wurde aber 1913 als Museumsdirektor nach Leipzig berufen. Also zog die Sammlung mit ihm zusammen nach Leipzig.
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Liest man in der Festschrift "Das Esperanto, ein Kulturfaktor" von 1914 die Formulierung "dem Staat gehörige Esperanto-Bibliothek", dann dürfte das wohl eher Propagandasprache und nicht unbedingt eine juristisch gesicherte Tatsache beschreiben.

Bedeutender finanzieller Förderer war der Industrielle Dr. Albert Steche, der sich als Abgeordneter der Sächsischen Ständekammer wiederholt für erfolgreiche staatliche Zuschüsse einsetzen konnte.

Aufgaben des Esperanto-Institutes waren: die Materialsammlung, um Auskünfte zu erteilen über Esperanto-Organisationen, Prüfungs- Anforderungen und -kommissionen, über Unterrichtsmaterial, sprachliche Fragen und die weltweite Verbreitung der Sprache. Dazu gehörte auch das Sammeln von Quellen für wissenschaftliche Arbeiten und die Erfassung von wissenschaftlichen Arbeiten in und über Esperanto.

Am 15. Januar 1936 löste Heinrich Himmler den Deutschen Esperanto-Bund auf und ab dem 15. Juli alle Kunstsprachen- Vereinigungen (von Amts wegen), und das Institut konnte nicht weiterarbeiten; denn es fehlten jegliche Mittel. Damit erhob sich dann auch ein Raumproblem.

Steche hatte gleich bei der Deutschen Bücherei Leipzig angefragt, ob man diesen Bestand denn übernehmen könne, aber schnell eine Absage erhalten. Man hatte ihn jedoch weiter verwiesen an die Preußische Staatsbibliothek zu Berlin. Diese konnte aufgrund ihres universellen Sammelauftrags eine Übernahme zusagen.
 
Also stellte das Institut am 31. Dezember 1936 seine Tätigkeit ein, und der Bestand wurde der Preußischen Staatsbibliothek einverleibt.

Einen Neubeginn markierte der 9. Januar 1948, als in München das Deutsche Esperanto-Institut neugegründet, unter der Leitung von Dr. Siegfried Ziegler. Gleichzeitig begann man auch mit dem Neuaufbau einer Bibliothek. Solche Fragen wie Provenienzforschung oder gar Restitution waren noch lange nicht im Bewusstsein der Menschen, man hatte "Wichtigeres im Kopf".

Jedenfalls war mit einer Rückgabe der Bücher nicht mehr zu rechnen, schon gar nicht aus der Richtung Ostberlin ... So dachte man auch gar nicht darüber nach, ob es wohl eine Rechtsnachfolge zum 1936 aufgelösten Esperanto-Institut gäbe.

Es ging aber aufwärts; denn bald gingen Schenkungen ausländischer Verbände, Stiftungen deutscher Esperantisten ein, auch neue Erwerbungen schienen möglich. Einen großen Schritt vorwärts ging es durch die Eingliederung der Bibliotheken von Dr. Siegfried Ziegler (München), Dr. Leo Blaas (Innsbruck), Felix Epstein (Hamburg) und Hans Rausch (Köln).

In die neuere Geschichte treten wir ein mit dem 13. Mai 1967, als die Bundesversammlung des Deutschen Esperanto-Bundes die Statuten für ihr Deutsches Esperanto-Institut beschloss. Erste Aufgabe war aufgrund der festgelegten Richtlinien die "Anlage einer Bibliothek und ihr laufender Betrieb".
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Den weiteren Verlauf der Geschichte müssten die Zeitgenossen aus eigener Anschauung noch kennen: unter Pfarrer Adolf Burkhardt begann der eigentliche systematische Aufbau mit Neuordnung und Katalogisierung des Bestands, der sich seither immens erweitert hat und jetzt seit einem viertel Jahrhundert in Aalen beheimatet ist. Auch wenn die Stadt seither schon geschätzte 100.000 Euro in deren Betrieb und Erweiterung investiert hat, bleibt die Sammlung dennoch Eigentum des D.E.B. — Soweit mal der Blick zurück! — Gewiss:

1936 war sicher ein markanter Einschnitt und eine bittere Stunde für die Sammlung. Heute sind wir 80 Jahre weiter und ein wenig sensibler für solche Themen, wie Restitution oder Provenienz – so dachte ich mir jedenfalls, bis mir nun vorgeworfen wurde, Formulierungen wie „auf diese Weise war es Steche und seinen Mitstreitern tatsächlich geglückt, diese Buchbestände vor den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten in Sicherheit zu bringen und ihr Überleben sicher zu stellen. Und doch stellt dies für die heutige Deutsche Esperanto-Bibliothek Aalen einen einschneidenden Verlust dar.“ seien nicht mehr zeitgemäß und daher untragbar (gefunden auf den Netzseiten der Bibliothek und esperanto.de).

Diese Darstellung fußt auf Adolf Burkhardts Beschreibung, die er nach seiner Sachkenntnis für das Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland verfasst hatte(3). Und wenn man dann in Anbetracht der Bedeutung und des Umfangs unserer heutigen Sammlung diesem wertvollen Teil des Urbestands nachtrauert, weil er eben nicht mehr komplett ersetzt werden kann, so ist das meiner Ansicht nach nur zu verständlich und gewiss legitim.
 
Wenn man auf irgendeiner unserer Netzseiten liest "... und es gibt wohl kaum eine Chance auf Rückgabe."(4), so ist das schlicht eine Feststellung und keine Forderung! In unserem Beitrag zu den Akten des Wiener Kolloquiums 2007(5) liest sich das so: „Tiamaniere Steche kaj liaj kunbatalantoj saĝe sukcesis savi la librojn antaŭ ol okazis la Naziaj libroforbruligoj; sed por nia hodiaŭa Germana Esperanto-Biblioteko tio tamen restas perdo grava.“

Heute würde ich eher so formulieren, wie in der Festrede 100 Jahre Deutsche Esperanto-Bibliothek: „Die Preußische Staatsbibliothek Berlin übernahm Ende 1936 die mehr als 3 000 bibliografischen Einheiten als Geschenk.“ Bestenfalls ab da konnte man sie als staatliches Eigentum ansehen; vorher wohl kaum. Und danach hat nie wieder jemand Ansprüche auf sie geltend gemacht. Ich wüsste keinen Beleg dafür.
Wenn man die Eigentumsstempel als Nachweis der Zugehörigkeit zur Stabi Berlin ansehen will, dann muss man sich auch ansehen, was vor Anbringung derselben in diesen Bändchen stand!

Die heutige Leitung der Stabi ist sich dessen sehr wohl bewusst und dokumentiert dieses auch. Solche Hinweise finden sich bezeichnender Weise auf Netzseiten mit dem Namen kulturgutverluste.(6)
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Dort liest man u.a., dass es auch darum geht, Transparenz zu schaffen: "Ebenfalls bereits abgeschlossen sind die Recherchen zu den Akzessionsreihen des deutschen Geschenk- und Pflichtzugangs, die vor allem geraubte Bücher aus den Bibliotheken politisch missliebiger Organisationen wie sozialistischer bzw. kommunistischer Vereine, Freimaurerlogen sowie jüdischer bzw. freikirchlicher Religions-Gemeinschaften enthalten."

Dass man dazu auch die Esperantosammlung zählt, zeigt ein Blick auf das vorher schon abgebildete Etikett(7) oder den nebenstehenden Kabe-Autograph(8):

Was passieren hätte können (und wohl auch eingetreten wäre), wenn Steche nicht so umsichtig und rechtzeitig gehandelt hätte, zeigen die Beispiele, wie man mit den Zeitungen der SPD und KPD umging: der NS-Staat enteignete sie entschädigungslos und kam so erstmals in den Besitz nennenswerter Ressourcen zur Herausgabe eigener Zeitungen.
 
Man wirft gerne Herbert Wohlfahrt und seinen Zeitgenossen voreilenden Gehorsam vor, aber es wäre vielleicht auch mal angebracht zu fragen, ob man das nicht auch als vorsorgliches Handeln bezeichnen könnte und sollte: man wollte einfach Schlimmeres für die Mitglieder verhindern – wir können‘s nicht wissen, wir waren nicht dabei.

Zu guter Letzt ein paar Zahlen, die ich dem aktuellen Katalog StabiKat entnehme:
aus dem Esperanto-Institut für das Deutsche Reich Leipzig sind 1287 Titel(9) verzeichnet,
aus dem Bereich Sächsisches Esperanto-Institut Leipzig, Königlich-Sächsische Esperanto-Bücherei sind es 1313 Titel(10).




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Utho Maier
 

gruene Trennlinie - - - Stand: 080516
Utho Maier

 
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(1) http://kurzelinks.de/StaBi-Info
(Langform s.u.)

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(2) Die ältere Netzliste (die dennoch immer wieder benutzt wird) ist ehist@yahoogroups.com. Sie beschreibt sich so: "Historio de esperanto kaj aliaj planlingvoj, biografioj kaj aliaj historiaj temoj kun rilato al esperanto povas esti priparolataj cxi tie. Oni povas prezenti siajn eltrovajxojn kaj lerni pri nia historio."
Aktueller sollte die Liste groups.google.com/forum/#!forum/esphist sein.
Das Thema tauchte aber auch nicht in dieser Liste auch nicht in der Liste der Esperanto-bibliotekistoj auf: groups.google.com/forum/#!forum/bibliotekoj (bibliotekoj@googlegroups.com).

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(3) allgemein: http://www.vifabbi.de/fabian
oder http://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian, und über uns:
http://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Deutsche_Esperanto-Bibliothek.

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(4) http://kurzelinks.de/E-Bib-Hist
(Langform s.u.): "Als man Ende 1936 nach dem Verbot des Deutschen Esperanto-Bunds auch das Institut schliessen musste, war man froh, dass die Preussische Staatsbibliothek in Berlin die mehr als 3 000 bibliografischen Einheiten übernahm. So haben sie zwar die Bücherverbrennungen der Nazis überlebt, aber dort liegen sie bis heute, und es gibt wohl kaum eine Chance auf Rückgabe."

 
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(5) http://kurzelinks.de/VienaKolokvo2007 (Langform s.u.),
       http://kurzelinks.de/VienaKolokvo2007uea (Langform s.u.)

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(6) kurzelinks.de/kulturgutverluste (Langform s.u.)

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(7) http://kurzelinks.de/SaksEspInst (Langform s.u.)

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(8) kurzelinks.de/Kabe-autografo (Langform s.u.)

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(9) http://kurzelinks.de/stabi-bib-DR (Langform s.u.)

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(10) kurzelinks.de/stabi-kgl-buech (Langform s.u.)



Ist eigentlich schon jemals einer auf die Idee gekommen, dass unsere Deutsche Esperanto-Jugend als Eigentum der EU zu betrachten wäre, weil sie ja schon Tausende an Euro als Fördermittel erhalten hat? Wie sieht es aus, wenn die Kommungen den Breitensport durch Geld unterstützen oder der Staat unsere Olympioniken?  

 
 
Einige Zusatzanmerkungen:

Wenn ein Unrechtsregime (wie man den NS-Staat ja auch gerne[*] bezeichnet) seine Bürger und deren private Vereinigungen zwingt, ihre Aktivitäten einzuschränken und von ihnen verlangt, sie völlig aufzugeben (mit höchstens den Alternativen Untergrund oder Exil), ihnen jegliche Lebensgrundlagen entzieht, dann kann man sehr wohl an dessen Rechtsstaatlichkeit Zweifel anmelden. Selbst wenn dann dessen Gerichte aufgrund geltender Gesetze zu Urteilen kommen, wird man diese nicht immer als gerecht anerkennen können und wollen.

Sehr schnell kommen einem da in der jetzigen Zeit Parallelen in den Sinn, auf die wir als Ausländer (trotz gleicher EU-Mitgliedschaft) kaum Einfluss haben dürften. Wie es im Moment aussieht, werden es die rechtsextremen Braunen im Nachbarland Polen wohl schaffen, das Zamenhofzentrum in Bialystok noch rechtzeitig vor oder pünktlich zum Termin des 100. Todestags von Zamenhof zu liquidieren. Dieses harte Wort dafür werfe man nicht mir vor; denn es kommt nicht aus meiner Feder, sondern es war in der polnischen Presse so zu lesen, in der man auch den Vergleich mit Hitler in fetten großen Lettern deutlich sehen konnte:

http://bialystok.wyborcza.pl/bialystok/1,35241,19981665,zamenhof-jak-hitler-radny-wasilewski-nie-widzi-roznicy.html

kp. ankaŭ
www.liberafolio.org/2016/zamenhof-centro-en-bjalistoko-malfondota

(letzte Seitenaufrufe im Netz: 7.5.2016)

[*]
Das ist jedoch nicht unumstritten. Es wird auch argumentiert, eine Gleichsetzung von DDR und NS-Regime mit dem Begriff des Unrechtsstaats sei falsch, da sich dabei die Gefahr einer Verharmlosung der Naziherrschaft aufdränge, die ganz andere Dimensionen des Unrechts erreicht habe.


Langformen der Adressen:
(1) staatsbibliothek-berlin.de/fileadmin/user_upload/zentrale_Seiten/benutzungsabteilung/pdf/INFO0614.pdf
(4) esperanto-bibliothek.gmxhome.de/2003/geschich.htm
(5) esperanto-bibliothek.gmxhome.de/broshur/espbib_eo/vieno2007/aktoj_viena_kolokvo_Aalen_100.pdf#9 
     katalogo.uea.org/katalogo.php?inf=8196 
(6) kulturgutverluste.de/images/projekte/421px-Sächsisches_Esperanto-Institut_Dresden_Etikett_DE-1_17ZZ592.jpg

(7) provenienz.gbv.de/Datei:Bein_Kazimierz_Autogramm_DE-1_17ZZ957.jpg 
(8) http://stabikat.de/DB=1/SET=38/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8518&SRT=YOP&TRM=Esperanto-Institut+für+das+Deutsche+Reich+Leipzig,
     falls gemeldet wird "es wurde nichts gefunden.", dann nochmals auf Suchen klicken!
(9) stabikat.de/DB=1/SET=20/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8518&SRT=YOP&TRM=Sächsisches+Esperanto-Institut+Leipzig+Königlich-Sächsische+Esperanto-Bücherei
     falls gemeldet wird "Leider keine Treffer.", dann nochmals auf Suchen klicken!


(0) Diese Seite ist auch erreichbar über die Kurzadresse http://kurzelinks.de/17ZZ. Gerne empfehle ich auch, diese ältere Seite mal wieder zu besuchen: esperanto-aalen.de/biblioteko/WdBuZ/Folge_Buecher_verbrennen.html#Seite7

(a) Georg Christoph Lichtenberg war Mathematiker und der erste deutsche Professor für Experimentalphysik im Zeitalter der Aufklärung. Er gilt als Begründer des deutschsprachigen Aphorismus.
     Über viele Jahre hat Lichtenberg ab 1764 in Schreibheften, von ihm selbst ironisch „Sudelbücher“ genannt, in aphoristischer Form unzählige Gedankensplitter (spontane Einfälle, Lesefrüchte, Reflexionen
     zu fast allen Wissensgebieten und naturwissenschaftliche Feststellungen) notiert, die posthum veröffentlicht wurden.
     Von ihm sind etwas auch diese:
     „Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?” (erschienen in Sudelbücher I. München 1968, S. 291, Aph. D 399)
     „Das Buch, das in der Welt am ersten verboten zu werden verdiente, wäre ein Katalogus von verbotenen Büchern.” (Sudelbücher, Heft G, S. 135)
     „Mehr als das Gold hat das Blei die Welt verändert, und mehr als das Blei in der Flinte das Blei im Setzkasten.”
     – und hier die Story dazu: einstmals im Monat September des Jahres 1779, als in einem Göttinger Buchladen der dort zufällig anwesende Schriftsteller und geistvolle Satiriker Georg Christoph Lichtenberg
     unvorhersehbar von dem plötzlich um ihn herumtänzelnden Buchhändler beinahe kniefällig mit dem folgenden Ansinnen bestürmt worden war: Er, der anbetungswürdige Meister des Aphorismus, er möge ihm doch bitte
     - koste es denn, was es wolle - liebenswürdigerweise ein wahrlich werbewirksames Sprüchlein für die Schaufensterauslage gestalten. - Tatsächlich hat sich der Autor Lichtenberg dereinst "breitschlagen lassen"
     und schon einige Tage später dem Göttinger Buchhändler einen durchaus erfolgversprechenden Werbetext überreicht, mit dem folgenden Wortlaut:
     „Nun ja, wer zwei paar Hosen sein eigen nennt, der mache nun selbstkritisch und neugierig werdend eine davon zu Geld! - Um sich dann unverweilt Bücher beschaffen zu können.”

Zusatz: gerade lese ich auf https://totoweise.wordpress.com (und inzwischen ist mir klar geworden: nicht zu ernst nehmen, da deutschnationale, sehr rechte Seite!): Es ist Zeit für Widerstand.
     Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Widerstand beginnt immer mit Information: Nutzen Sie diese Seite, um sich über die unhaltbaren Zustände in unserem Land zu informieren.
Verlassen Sie sich auf ihr Urteilsvermögen und bilden Sie sich eine eigene Meinung,fern der Manipulation der Mainstreammedien, die Ihnen schon lange eines nicht mehr mitteilen: ***Die Wahrheit!***
Die Herren und Damen kleben viel zu sehr an ihrem Stuhl, als das sie in Erwägung ziehen den Menschen die Wahrheit über die BRD zu sagen. Die jüdischen Globallisten, Bänker und Politiker
sind das Geschwür der Welt und gehören hinter Schloss und Riegel genauso wie alle Handlanger dieser Geschwüre. Wachen Sie auf und stellen Sie sich der Realität bevor es zu spät ist.
Denkt an eure Zukunft und die Zukunft eurer Kinder und Enkel. Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Es ist wichtig, der Welt klar zu zeigen, dass wir als Volk und Menschen nicht hinter den Entscheidungen
des BRD-GmbH Regimes stehen.
 
 

gruene Trennlinie - - - Stand: 080216
Utho Maier

 
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dn:
E:\gebAAtst_[O]\vonWeb2015\u52491909@esperanto-aalen.de-{stat150715}- . . . aktuell (8.2.16): E:\_G_GEBAA\web-akt_vonMSI\2015nov17\u52491909@esperanto-aalen.de\kulturgut_erhalten.htm
lokale Dateien und Infos zum Thema: E:\{{-akt-}}\bibl-news, Verzeichnis aktualisiert: (8.2.16)
-> alte Netzseiten! — www.esperanto-bibliothek.gmxhome.de/infos/info.htm
  hier könnten weitere Anmerkungen und Fußnoten zur Netzseite stehen, z.B.:
[Fn_x]
Quelle: www.elerno.cn/elibro/fundamenta_krestomatio.pdf
11.07.2016 {> Übersicht!} ◊ -> gruene Trennlinie - - -
Zusätze:
https://developer.mozilla.org/en-US/docs/Mozilla/Command_Line_Options [derzeit nicht aktuell]

Informationen zum Themenkreis rund um Restitution und NS-Raubgut findet man an vielen Stellen, auch in den Netzseiten der Berliner Staatsbibliothek.

In staatsbibliothek-berlin.de/fileadmin/user_upload/zentrale_Seiten/ueber_uns/dokumente/verlagerte-bestaende.pdf liest man etwa:
"Bekannt ist, dass sich in zahlreichen polnischen Bibliotheken … Druckschriften der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek befinden.
Weltweit besonders bekannt ist jedoch der Berliner Bestand in der Universitätsbibliothek in Krakau (Berlinka genannt),
welche wertvollste Objekte enthält, … Da sich Bestände der Staatsbibliothek zu Berlin in polnischen, russischen und anderen Bibliotheken befinden,
sind historisch gewachsene und zusammengehörende Sammlungen zerrissen, so dass häufig nur entwertete Büchertorsi sowohl in Berlin als auch
in den Bibliotheken Osteuropas vorhanden sind. Die vergleichende Erforschung der oft einmaligen Objekte … ist nur mit großem Aufwand möglich."

Natürlich trifft das nur begrenzt auf die heutige Sammlung in Aalen zu.
Sie ist historisch gewachsen, seit 1949, und mit Sicherheit bedeutsam, weil sie große Teile ihrer nicht mehr frei zugänglichen Teile, die heute
in einem Berliner Außenmagazin liegen, durch Spenden und Stiftungen ergänzen konnte. Historisch gesehen wäre sie eigentlich zusammen
mit der Berliner Sondersammlung eine ansehnliche Einheit, wenn nicht diese NS-bedingte Schenkung nach Berlin erfolgt wäre. Ob diese "Schenkung"
aufgrund des äußeren Drucks als gleichwertig mit einer Enteignung (und analog daher als Raubgut zu qualifizieren wäre oder eher als NS-bedingter
"Verlust") anzusehen ist, mag uns heute gleichgültig erscheinen, zumal wir als Teil der Esperanto-Movado friedlich gestimmt sind.
Jedenfalls: die Parallelen dazu hat uns die Berliner Stabi aufgezeigt, sie sind nicht eine Erfindung aus Aalen!

Wie leicht oder schwierig es ist, eines dieser Originale einzusehen, davon kann vor allem der Esperantologe Reinhard Haupenthal erzählen,
der gelegentlich schon versucht hat, etwas mittels Fernleihe zu erhalten.

Blicken wir mal auf das Exemplar 17 ZZ 592
[Cikado ĉe formikoj : unuakta komedio / E. Labiche kaj E. Legouvé. - Paris : Hachette [u.a.], [1904], 47 S. (Kolekto Esperanta) stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=407066233].
Dort liest man als Anmerkung:
"Akzessions-Nr. auf der Rücks. des Titelbl.: P 1936.8873. - Stempel: Bibliothek des kgl. stenographischen Instituts Dresden
[überklebt mit] Etikett: Sächsisches Esperanto-Institut Dresden. - Hs. Nummer: Y.f. 164. - Stempel: Königl. Sächs. Esperanto-Bücherei
Reg̀a Saksa Esperanto-Biblioteko. - Hs. Nummer: B.a.32.. - Zugang: Akzessionsjournal der Preußischen Staatsbibliothek ,
Pflicht P 1936.8873 "Esperanto-Institut für das Deutsche Reich Leipzig", inventarisiert als Pflichtexemplar 1937-01-29"

Wir wissen, dass es nicht so ganz korrekt ist, als Geschenk eingegangene Einheiten als Pflichtexemplar zu inventarisieren;
der Vorgang zeigt uns aber, dass selbst die damaligen Bibliothekare (im Jahr 1937) die Lesart mit dem "Geschenk" nicht so recht geglaubt haben …

Dieses Stück trug das Etikett provenienz.gbv.de/Datei:Sächsisches_Esperanto-Institut_Dresden_Etikett_DE-1_17ZZ592.jpg

Wie es besser und richtiger geht, zeigt das Exemplar des Hamlet 17 ZZ 923
[Hamleto, reĝido de Danujo : tragedio en kvin aktoj / de V. Ŝekspir. Trad. L. Zamenhof
Nurnbergo : Tümmel, 1894. - (Biblioteko de la lingvo internacia esperanto. - Nürnberg : Tümmel, 1894 ; 71)]
Dort liest man: "Zugangsnummer D 1936.2505 | Datum: 1937-02-01 | Erläuterung: Akzessions-Nr. auf der Rücks. des Titelbl.: D 1936.2505. Akzessionsjournal der Preußischen Staatsbibliothek Dona D 1936.2505 "Esperanto-Institut für das Deutsche Reich Leipzig", inventarisiert als Donum"

weiteres Bsp., notiert unter Überschrift "Kategorie:NS-Raubgut",
ein Begriff aus dem T-PRO (Thesaurus der Provenienzbegriffe, provenienz.gbv.de/T-PRO_Thesaurus_der_Provenienzbegriffe)
mit der Bedeutung "NS-verfolgungsbedingt entzogenes Vermögen"
provenienz.gbv.de/Datei:Esperanto-Institut_für_das_Deutsche_Reich_Stempel_DE-1_17ZZ1893.jpg, stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=407074996

Generell interessant sind die Seiten ProvenienzWiki - Plattform für Provenienzforschung und Provenienzerschließung,
provenienz.gbv.de/Kategorie:Provenienzmerkmal gruene Trennlinie - - -

Ein Musterbeispiel für den Umgang mit potenziellem NS-Raubgut führt uns die Staatsbibliothek Berlin vor,
indem sie einige Exemplare beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (lostart.de/Webs/DE/Datenbank/ObjektgruppeFund.html?cms_param=OBJGRP_ID%3D24634) meldete.
Ich finde das schon überkorrekt, zumal angesichts der Vielzahl von Objekten und vor allem der Tatsache, dass kaum Aussicht besteht, jemals eine Restitution zu Ende zu führen.

"In der Rechtsnachfolge der Preußischen Staatsbibliothek ist sich die Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz ihrer Verantwortung bewusst
und beschäftigt sich intensiv mit der Problematik von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in ihren Sammlungen. …
Wenn sich der Verdacht der Beschlagnahme, Enteignung oder eines Notverkaufes bestätigt und das Exemplar eindeutig als das gesuchte identifiziert werden kann,
werden die Rechercheergebnisse einschließlich des Sachverhaltes "NS-Raubgut" mittels vertiefter Provenienzerschließung im Online-Katalog der Staatsbibliothek,
dem StaBiKat, dokumentiert. Dabei werden die in den Büchern vorhandenen Provenienzspuren (Stempel, Exlibris, handschriftliche Besitzeinträge) sowie die
Angaben aus den Zugangsbüchern und ggf. den Akten über die Herkunft der Bände (Lieferanten), mögliche Vorbesitzer, den Zeitpunkt und die Art der Erwerbung erfasst,
sodass die gesamte Exemplarhistorie im elektronischen Katalog der Staatsbibliothek recherchierbar ist. Ebenso wird im Falle der Restitution oder auch bei Restitutionsverzicht
durch den Eigentümer oder seinen Rechtsnachfolger die Sachlage unter Angabe des Zeitpunktes der Rückübertragung bzw. des Datums der Verzichterklärung
im Katalog nachgewiesen."


www.lostart.de/Webs/DE/Datenbank/SucheSimpelErgebnis.html?cms_param=SUCHE_ID%3D24283161 zeigt 7 Fundmeldungen, darunter diese (17 ZZ 168) aus der StaBi:
Corrigé de l'ekzercaro de la lingvo internacia Esperanto de L. L. Zamenhof (lostart.de/DE/Fund/470513)
[Corrigé de l'ekzercaro de la lingvo internacia Esperanto de L. L. Zamenhof / par L. de Beaufront. - Paris : Hachette [u.a.], 1907. - 36 S. - (Kolekto Esperanta)]

Darunter sind auch Exemplare, die 1937 nicht in die Sondersammlung 17ZZ.. eingegliedert wurden, z.B.:
        stabikat.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=41715058X = lostart.de/DE/Fund/479735
oder  stabikat.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=492004420 = lostart.de/DE/Fund/471292
oder  stabikat.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=40706897X =
lostart.de/DE/Fund/479314




















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