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FFP2-Maskenpflicht in Bayern: Darum ist das der falsche Weg gegen Corona


Warum eine FFP2-Maskenpflicht der völlig falsche Weg ist

Ein Kommentar von Anna Aridzanjan

Aktualisiert am 13.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Markus Söder hat für Bayern eine FFP2-Maskenpflicht für den Nahverkehr und Einzelhandel beschlossen.Vergrößern des Bildes
Markus Söder hat für Bayern eine FFP2-Maskenpflicht für den Nahverkehr und Einzelhandel beschlossen. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

In Bayern gilt künftig eine FFP2-Pflicht im ÖPNV und im Einzelhandel. Doch diese vermeintlich vernünftige Regel ist nicht zu Ende gedacht – wie so vieles, was in der Pandemie von Bund und Ländern kommt.

Wieder einmal prescht Söder vor: Die Bayern sollen ab kommender Woche FFP2-Masken in Bus, Bahn und Einzelhandel tragen. Dies sei angesichts der Infektionszahlen sicherer. Das klingt vernünftig – ist es aber nicht.

Nach der Kabinettssitzung am Dienstag betonte Markus Söder im Hinblick auf die Versorgung mit FFP2-Masken: "Die Verfügbarkeit im Handel ist ausreichend gewährleistet, also es gibt keine Mangelware FFP2". Die Masken seien zum Teil sogar "deutlich im Überfluss, zum Teil jedenfalls, vorhanden". Dann ist doch alles in Ordnung, oder? Nein.

Das Problem ist ein anderes: Es geht nicht um die Frage, ob es überhaupt genügend Masken gibt, sondern wer sie sich eigentlich leisten kann – und warum Bund und Länder eigentlich die meiste Verantwortung für die Pandemiebekämpfung auf die Bevölkerung abwälzen.

FFP2-Masken schützen besser als Stoff – sind aber deutlich teurer

Dabei ist gegen einen Einsatz von FFP2-Masken in der Öffentlichkeit erst einmal überhaupt nichts einzuwenden, im Gegenteil: Die Profi-Masken schützen nicht nur andere Menschen vor der Verbreitung der eigenen Tröpfchen und Aerosole, sondern sie reduzieren durch spezielle Filter auch die Ansteckungsgefahr für die Tragenden selbst. Und ja: Im Frühjahr des vergangenen Jahres waren sie noch Mangelware. Jetzt gibt es sie in fast jeder Apotheke und oft auch in Drogerien oder Discountern.

Doch während Risikogruppen die Schutzmasken in Apotheken zu einem stark vergünstigten Preis erhalten, müssen sich alle anderen Menschen ihre FFP2-Masken selbst kaufen. Was dabei auffällt: Die Preise für die Spezialmasken schwanken stark, zwischen drei und sieben Euro – pro Stück. Einige Leser berichten t-online, sie hätten acht Euro für eine FFP2-Maske bezahlt.

Hinzu kommt: FFP2-Masken sind für den Einmalgebrauch bestimmt. Laut Herstellerangaben kann man sie zwar einen ganzen Tag lang tragen – doch danach müssen sie im Hausmüll entsorgt werden. Trägt man sie länger, verliert eine solche Maske ihre Schutzwirkung gegen das Coronavirus.

Die Pflicht trifft diejenigen, die sowieso schon zu wenig haben

Die Landesregierung Bayerns verpflichtet also ihre Bürger zum Kauf von zwar sehr effektiven, aber auch sehr teuren Wegwerfartikeln, wenn sie sich mit Einkäufen um ihre Grundversorgung kümmern müssen oder auf den Nahverkehr angewiesen sind. Fair ist das nicht.

Schauen wir uns einmal an, wen die FFP2-Pflicht am meisten trifft: Menschen, die arm sind. Wer Hartz IV bezieht oder ein verschwindend geringes Einkommen hat, dem bleibt meist noch nicht einmal die Möglichkeit, besonders viele Lebensmittel auf Vorrat zu kaufen, um die Anzahl der Einkäufe oder die Fahrten mit Bus und Bahn zu verringern.

Und auch Menschen, die arbeiten müssen und dabei nicht mal eben aus Sicherheit oder Bequemlichkeit aufs Auto oder Taxi umsteigen können, weil sie sich eben nur den ÖPNV leisten können, sollen sich jetzt mit teuren Schutzmasken eindecken.

Statt das Problem an der Wurzel zu packen, bekämpft man Symptome

Eine FFP2-Pflicht ist also der völlig falsche Weg, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Statt das Problem an der Wurzel zu packen, werden immer nur Symptome bekämpft. Bund und Länder könnten etwa Arbeitgeber stärker in die Pflicht nehmen und Homeoffice-ablehnende Firmen mit satten Strafen belegen. Stattdessen lässt man sie weiter die Angestellten täglich ins Büro zitieren. Selbst wenn dies nicht nötig und in einer Pandemie sogar hochgefährlich ist: Dutzende bis Hunderte Menschen stundenlang auf engem Raum, meist nicht ausreichend geschützt.

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Wenn schon Pflicht, dann müssten Bund und Länder die Masken bezahlen

Solange die größte Infektionsgefahr, nämlich das Arbeitsleben, fast ungehindert weiter schwelt und Individuen diese Pandemie mit ihrem Verhalten stoppen sollen, müssten Bund und Länder wenigstens die FFP2-Masken bezahlen, und zwar komplett. Eine ausreichende Anzahl an Masken für jeden Menschen, der Einkäufe erledigt und den Nahverkehr nutzt. Falls das der Politik zu teuer ist, sollte sie vielleicht doch noch mal die Arbeitgeber in die Pflicht nehmen.

Die Wirtschaft beeinflusst uns alle, keine Frage. Von ihrem Wohlergehen hängen unsere Arbeitsplätze, unsere Existenzen ab. Doch wenn Milliarden in Airline-Rettung fließen, während die Verantwortung für den Seuchenschutz auf Einzelpersonen und ihren Geldbeutel abgewälzt wird, werden die Menschen sauer – und das ganz zu Recht.

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