3D-gedrucktes Betonfertighaus mit 2 Etagen – und Innenausbau

Leichtgewichtige Konstruktion, weniger Müll: Eine Tochter der Siam Cement Group hat das erste zweistöckige Fertighaus aus dem 3D-Drucker gebaut.

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3D-Druck-Haus in Thailand

Einschwenken eines Etagenteils.

(Bild: CPAC / SCG)

Lesezeit: 3 Min.

Könnten 3D-gedruckte Häuser helfen, die Wohnungsnot zu bekämpfen? Beim thailändischen Unternehmen Concrete Products and Aggregate Co. Ltd. (CPAC), einer Tochter des größten Zementherstellers Thailands, ist man davon überzeugt – und hat nun das laut eigenen Angaben weltweit erste zweistöckige Betonhaus im sogenannten "3D-Prefabricated-Prefinished-Volumetric-Construction-Verfahren" (CPAC-PP3DVC) aufgebaut.

Bei dieser vorgefertigten volumetrischen Bauweise werden Module in einer Fabrikhalle dreidimensional aufgebaut und dann an den Bauplatz gebracht – eine Kombination aus 3D-Druck und Fertighaus also. In Saraburi in der gleichnamigen thailändischen Provinz wurden so insgesamt 68 Quadratmeter bebaut, schreibt der Fachdienst 3Dprinting.com – genug für eine kleine Familie. Das Gießen von Formteilen wie bei regulären PPVC-Prozessen entfällt.

Das PP3DVC-Haus der thailändischen Firma besteht aus insgesamt vier Modulen mit einem Gewicht von maximal zehn Tonnen pro Stück, die in eine optisch attraktive runde Form gebracht wurden, die außen sogar ein Muster enthält. Die Betonmodule wurden mit einem Stahlrahmen kombiniert, der auch die Fenster trägt. Das gesamte Haus kommt weitgehend ausgestattet aus der Fabrik. So enthalten die Module sogar Innenausbauten für Möblierung, etwa Ablageflächen für Tischplatten, und die Armaturen. Die auf der Baustelle anfallenden Baureste und Müll werden gegenüber Bauprojekten, die nicht per 3D-Druck entstehen, laut CPAC um 95 Prozent reduziert, woraus man eine Einsparung von 3,7 Tonnen CO2-Äquivalent errechnet hat.

Der Vorteil der Kombination aus Fertighaus und 3D-Druck liegt darin, dass der Aufbau viel leichter von der Hand geht – es müssen keine komplexen Betondrucksysteme auf der Baustelle sein und in der Fabrik können die Module in Serie entstehen. Der verwendete Beton wird von CPAC mit einer Anti-Schimmel-Oberfläche mit spezieller Textur versehen, was in warmen Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit besonders wichtig ist.

Zweistöckiges Fertighaus aus dem 3D-Drucker (8 Bilder)

3D-Druck in der Fabrik.
(Bild: CPAC / SCG / Screenshot YouTube)

Angaben zu Kosten und Baugeschwindigkeit wurden nicht gemacht, die CPAC-Mutter SCG reagierte auf eine schriftliche Anfrage bisher nicht. Das Haus wurde auf dem gerade abgeschlossenen International Congress on the Chemistry of Cement in Bangkok gezeigt. Es dient aktuell allerdings nicht dem Wohnen, sondern wird als lokaler Co-Working-Space und Showroom für die Technik verwendet.

Die Nachfrage nach kleinen Fertighäusern, die wenig Grundstücksplatz brauchen, ist weltweit groß. Zuletzt hatte in Japan ein Start-up ein knapp 50 Quadratmeter großes 3D-Druck-Haus präsentiert, das umgerechnet 35.000 Euro kosten soll und sich in zwei Tagen aufbauen lässt. Dabei kam allerdings die Frage auf, ob der Betondruck wirklich klimafreundlich ist, schließlich verwendet man in dem Land traditionell die Holzgerüstbauweise.

(bsc)