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"Jeder Blumentopf zählt!": Zu Hause begrünen – und die Stadt München zahlt zu

Was kann man gegen die zunehmende Hitze tun? Pflanzen, pflanzen, pflanzen! Wie genau erklärt ein Experte von Green City.
| Conie Morarescu
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Hier wurde aber wirklich fleißig begrünt: eine Fassade im Gärtnerplatzviertel.
Hier wurde aber wirklich fleißig begrünt: eine Fassade im Gärtnerplatzviertel. © Peter Kneffel/dpa

München - Mit dem Klimawandel werden auch die Sommer immer heißer. Ein besonders großes Problem stellt die zunehmende Hitze in der Stadt dar, da Beton Wärme speichert und wieder abstrahlt.

Auch führen die vielen versiegelten Flächen dazu, dass das Wasser sofort abläuft, statt zu verdunsten. Verdunstung kühlt die Luft jedoch ab. Die Lösung: Begrünen, was geht! Denn Pflanzen verdunsten Wasser und kühlen dadurch die Umgebung deutlich ab. Möglichst viele Dach- und Fassadenbepflanzungen, aber auch grüne Hinterhöfe sorgen in der Summe dafür, dass es in der Stadt im Sommer kühler wird.

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"Begrünen, was geht", so heißt auch der Ratgeber, den Wolfgang Heidenreich kürzlich veröffentlicht hat. Der Landschaftsarchitekt arbeitet für das Begrünungsbüro Green City und beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit dem Thema Stadtklima. In seinem Ratgeber findet man kleine und große Pflanzideen für den Hitzeschutz.

Wie man in der Stadt mit der zunehmenden Hitze durch geschickte Bepflanzung umgehen kann, das hat der Experte der AZ erklärt. Für Heidenreich ist eines klar: "Jeder Blumentopf zählt!"

Hier sind die wichtigsten Tipps:

1. Fassadenbegrünung

Als Eigentümer auf jeden Fall eine gute Option, nicht nur um die Hitze draußen zu halten, sondern auch um die Fassade vor Verwitterung zu schützen. Im Idealfall ist die Kletterhilfe bereits beim Neubau mitgedacht, bei einer nachträglichen Bepflanzung muss aber besonders auf die Mauerbeschaffenheit geachtet werden. In gedämmte Wände darf nicht einfach gebohrt werden, hier ist eine Kletterkonstruktion, quasi eine zweite Außenschale, nötig.

Unabhängig davon ist die Wahl der richtigen Kletterpflanze wichtig. Ob Efeu, Wilder Wein, Geißblatt oder andere Pflanzen geeignet sind, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. In jedem Fall sollten sich Eigentümer beraten lassen, bevor sie eine Fassadenbegrünung angehen.

2. Dachbegrünung

Ein schlagendes Argument ist auch hier neben dem Hitzeschutz die verlängerte Lebensdauer des Flachdachs. Wie Wolfgang Heidenreich erklärt, muss ein mit Kies bedecktes Flachdach in der Regel nach 15 bis 20 Jahren saniert werden, während das grüne Dach erst nach 40 Jahren eine Erneuerung brauche. Bekieste Dächer können leicht umgestaltet werden: Der Kies wird durch ein Substrat ersetzt, das dann bepflanzt wird, z. B. mit Hauswurz und Mauerpfeffer.

Bei einem Neubau kann von Beginn an ein Gemeinschaftsgarten für die Bewohner auf dem Dach mit eingeplant werden. Ein toller Erholungs- und Freizeitort mit Gemüsebeeten, Sträuchern und kleinen Bäumen. Die Mieter werden sich freuen.

3. Bepflanzte Höfe

Ziel sollte es sein, möglichst wenig Fläche zu versiegeln. Als Eigentümer also idealerweise nur die wichtigsten Wege und Flächen befestigen, möglichst mit Rasenfuge. Den Rest offenlassen und mit Bäumen und Sträuchern bepflanzen oder Rasenflächen anlegen. Auch hier gilt: Begrünen was geht.

4. Balkon und Fenster verschatten

Heidenreich weiß: "Verschattung bringt nur außen etwas. Es geht darum, das Sonnenlicht abzuhalten, bevor es durch das Fenster tritt." Aber Vorsicht: Mietern ist es ohne Erlaubnis des Vermieters nicht gestattet, Bohrungen an der Fassade durchzuführen. Daher ist es oft nicht möglich, Außenmarkisen anzubringen.

Die kreative Alternative: Gitter- und Drahtkonstruktionen am Balkongeländer dienen als Kletterhilfen für schattenspendende Pflanzen.

Es ist wichtig, dabei auf die Sicherheit zu achten. Besonders darauf, dass Kinder nicht an hohen Trögen oder Gittervorrichtungen hochklettern und vom Balkon stürzen können. Vielleicht erlaubt der Vermieter Befestigungen für Blumenkästen an Fensterbänken, dann können auch einzelne Fenster durch Pflanzen beschattet werden. Und schön sieht das auch aus.

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5. Gemeinsam stark

In der Vergangenheit musste jeder Eigentümer einer Eigentümergemeinschaft der Fassadenbegrünung zustimmen. Daher scheiterte das Vorhaben oft an einzelnen zweifelnden Stimmen.

Das hat sich nun geändert. Laut Gesetz reicht künftig auch eine etwa Zweidrittel-Mehrheit in der Wohnungseigentümerversammlung aus. Heidenreich rät, sich auf jeden Fall mit anderen gleichgesinnten Eigentümern zusammen zu tun.

Eine gute Vorbereitung ist notwendig, um Bedenken von Beginn an aus dem Weg zu räumen. Man sollte sich bereits Gedanken dazu machen, wie die Begrünung umgesetzt und gepflegt werden kann.

Dann ist die Chance deutlich höher, die anderen Eigentümer zu überzeugen. Dasselbe gilt für Mieter, die ihren Vermietern Begrünungsmaßnahmen vorschlagen möchten. Beratung erhält man im Begrünungsbüro Green City: www.begruenungsbuero.de

6. Förderungen beanspruchen

Im Stadtraum München werden Eigentümer für Begrünungsmaßnahmen unter bestimmten Umständen gefördert. Diese Möglichkeiten sollte man auf jeden Fall nutzen (siehe unten).


Die Stadt vergibt Geld und Platz: Wie man sich Vorhaben fördern lässt oder einen Mini-Garten sichert

Wenn Sie etwas für die Klimafitness der Stadt tun wollen, gibt es Förderung.

Förderprogramm Begrünung

Sie wollen Ihren Innenhof neu gestalten, Ihr Dach oder Ihre Fassade begrünen? Oder eine Fläche entsiegeln, die Ihnen gehört? All das bezuschusst die Stadt mit einer einmaligen Förderung. Die Voraussetzung: Das Anwesen muss mehr als drei Wohneinheiten oder eine Gewerbefläche umfassen und die Begrünung eine freiwillige Maßnahme darstellen.

Wer seinen Innenhof oder Vorgarten gärtnerisch gestaltet, kann zum Beispiel die Hälfte der Kosten (max. 100/m2) fördern lassen. Auch eine Dachbegrünung wird zur Hälfte bezuschusst (max. 25 Euro/m2). Bei einer Entsiegelung übernimmt die Stadt 30 Prozent der als förderwürdig anerkannten Kosten (max. 40 Euro/m2). Bitte stellen Sie die Anträge vor Baubeginn, Infos und das Antragsformular gibt es beim Referat für Klima- und Umweltschutz, 089/233-37962, begruenung-foerdern.rku@muenchen.de.

Hochbeet anlegen

Seit vergangenem Jahr ist es möglich, beim KVR zu beantragen, vor dem Haus, in dem man wohnt oder ein Gewerbe betreibt, ein Hochbeet aufzustellen. Dieses muss straßenseitig aufgestellt werden, und darf Verkehr und Passanten nicht behindern.

Für Privatleute ist das Aufstellen gebührenfrei, Gewerbetreibende zahlen gestaffelte Gebühren zwischen 10 und 35 Euro jährlich pro angefangenem Quadratmeter. Die maximale Größe eines Hochbeets darf 0,72 Quadratmeter betragen. Vor dem Aufstellen muss man einen Antrag an die örtliche Bezirksinspektion schicken. Die Formulare gibt es direkt dort: Mitte (Tal 31, 089/233-32400, Süd (Implerstr. 11, 089/233-39888), West (Landsberger Str. 486, 089/233-46550), Ost (Trausnitzstr. 33, 089/233-63500) und Nord (Hanauer Str. 56, 089/233-38600)

Stadtterrasse beantragen

Seit Corona ist es möglich, sich eine eigene Stadtterrasse auf einem Platz zu bauen. Diese muss wetterfeste Möbel haben und darf maximal 75 Quadratmeter groß sein. Wer eine Stadtterrasse plant, muss sein Vorhaben zunächst im Bezirksausschuss absegnen lassen. Danach folgt ein Antrag ans KVR für eine Straßensondernutzung (Kontakt s. Bezirksinspektionen). Kosten dort: 50 Euro Gebühr.

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14 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • am 15.06.2022 01:12 Uhr / Bewertung:

    1. Fassadenbegrünung sieht zwar schön aus, aber denkt mal an die vielen Menschen, die sich vor Spinnen und Käfern ekeln! Ich selbst könnte in einem solchen Haus niemals wohnen! 2. Efeu an den Wänden - was für ein Irrsinn! Efeu sprengt jede Mauer, und das in relativ kurzer Zeit! 3. Hochbeet vor dem Haus beantragen? Dürfen das dann alle Mieter in einem Mehrfamilienhaus - sagen wir mal 1o Mietparteien? Was für ein Wahnsinn!

  • Witwe Bolte am 14.06.2022 16:34 Uhr / Bewertung:

    In der Borstei sah ich mal an einer mit Efeu begrünten Hauswand, wie in Eichhörnchen hochkrabbelte und durchs offene Fenster in der Wohnung verschwand.
    Solche grünen Fassaden sind das Richtige für Tierfreunde, die sich auch über Mäusebesuch freuen.

  • Wendeltreppe am 14.06.2022 18:34 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    Wenn es kühler wird, dann als "Gäste" auch die schönen (..) großen Spinnen..