Wettstetten
"Lachen, weinen und toben"

Wettstettener Autorin Sandra Andrea Huber arbeitet an ihrem sechsten Buch - Lesung in der Gemeindebücherei

12.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:38 Uhr
Ein eigens eingerichtetes Lese- und Schreibzimmer nutzt Sandra Andrea Huber, um an ihrem neuesten Werk zu arbeiten. Es ist ordentlich aufgeräumt - kreatives Chaos darf nur im Kopf der Wettstettenerin herrschen. −Foto: Gülich

Wettstetten (DK) "Schreiben ist wie tanzen" steht als Überschrift über Sandra Andrea Hubers Leben. Die 31-jährige Wettstettener Autorin hat bereits fünf Bücher veröffentlicht und arbeitet gerade an einem gut 600 Seiten dicken Fantasy-Roman. Am kommenden Freitag liest sie in der Wettstettener Gemeindebücherei.

Sandra Andrea Hubers Leben besteht - neben ihrem Bürohalbtagsjob - hauptsächlich aus Schreiben. Dafür hat sie sich in ihrer Dachgeschosswohnung gegenüber der Schule extra ein Schreibzimmer eingerichtet: Kuschelteppich, Bücherregal, ein gemütlicher Sessel und ein weißer Schreibtisch. Eine kleine verspielte Lampe, Laptop, die Kaffeetasse daneben. Wohnlich sieht es aus. Und aufgeräumt. "Ich brauche die Ordnung um mich herum beim Schreiben. Das ist ja oft kreatives Chaos im Kopf, dann ist es wohltuend, wenn es ringsherum ordentlich ist", erklärt Huber lächelnd.

Montag bis Donnerstag arbeitet die Wettstettenerin halbtags bei einer kirchlichen Einrichtung. Als "kreative Büroarbeit" bezeichnet sie ihren Job dort, sie ist verantwortlich für Veranstaltungsplanung und Sekretariat, entwirft auch Broschüren und Plakate. Freitag bis Sonntag schreibt sie. Zuhause, von morgens bis abends. "Das ist wie ein Eintauchen in andere Welten, es ist Wahnsinn, wie da die Zeit vergeht", erzählt die Schriftstellerin lebhaft. Die freien Stunden an ihren Büroarbeitstagen nutzt sie zur Überarbeitung ihrer Texte; um wirklich kreativ zu sein, braucht sie die Ruhe und Muße der ganzen Tage. "Die laufen auch immer ziemlich gleich ab: aufstehen, anziehen, loslegen. Wenn irgendwann der Magen nach Frühstück ruft, die erste Pause einlegen. Dann weiterschreiben." Dass es abends dann ein gutes Gefühl ist, etwas geschafft zu haben, wenn der Rechner ausgeschaltet wird, kann man gut nachempfinden.

Anderthalb Jahre hat Huber zwischendurch mal probiert, nur zu schreiben. "Aber das funktioniert nicht. Ich kann von meinen Büchern noch nicht leben, und es ist wohltuend und gibt Sicherheit, wenn für Miete, Auto und Essen erst mal gesorgt ist." Trotzdem hat sie an ihrem Traum festgehalten. Der Halbtagsjob ist die passende Lösung.

Angefangen hat alles schon in der Grundschule gegenüber: Grusel-Kurzgeschichten schrieb sie dort mit Begeisterung bereits während ihrer ersten Schuljahre. "Schreiben war schon immer was für mich. Aber dann kam das Leben dazwischen, die Jahre erscheinen mir heute wie tot, ich war komplett weg davon", blickt Huber zurück. Schule, Job und Alltag haben viele Jahre ihr Leben bestimmt. Durch ein Fernstudium als psychologische Beraterin konnte sie dann einige Artikel über positive Lebensführung in Zeitschriften veröffentlichen: "Das hat mich zum Schreiben zurückgebracht, und ich konnte kaum mehr verstehen, wieso ich es eigentlich aufgegeben hatte."

Fantasy liegt der jungen Autorin am meisten: "Das macht mir einfach am meisten Spaß, es gibt keine festen Regeln, und ein bisschen Liebe passt auch immer noch rein." Ihr erster Fantasy-Roman - er heißt "Wenn Blau im Schwarz ertrinkt" - erschien im Jahr 2013. Inzwischen hat Huber bereits vier Romane, einige Kurzgeschichten und einen spirituellen Ratgeber veröffentlicht. An ihrem aktuellen Buch arbeitet sie seit drei Jahren. "Die Arbeit daran ist lachen, weinen und toben gleichzeitig", fasst sie diese Zeit zusammen. Das "#ProjektNacht", wie sie ihren Roman bisher nennt, gehört zum sogenannten Genre "Urban Fantasy", das echtes Leben und Fantastik miteinander verwebt. "Macht, Selbstbestimmung, Menschlichkeit und Magie sind die zentralen Themen in der in einem modernen, heutigen Setting angelegten Story. Und Träume spielen eine große Rolle, die Handlung ist wie ein mehrdimensionales Puzzle", erzählt die Autorin. Allzu viel verraten möchte sie noch nicht.

Mit diesem Projekt fühlt sich Huber an einem Wendepunkt angekommen. Hat sie ihre bisherigen Werke vor allem im sogenannten Selfpublishing veröffentlicht, sucht sie nun über eine Agentur nach einem Verlag. "Es ist jetzt ein bisschen, wie eine Bewerbungsmappe zusammenzustellen. Ich habe ein Exposé geschrieben, in dem Inhalt, Charaktere und Zielgruppe vorgestellt werden, dazu muss ich noch eine Leseprobe in einer bestimmten Länge einreichen - und eine Zusammenfassung." Huber blinzelt und schaut ein bisschen verzweifelt. 650 Seiten mal eben auf zwei Seiten zu resümieren ist definitiv leichter gesagt als getan.

Bisher spielt sich viel von ihrem Autorenleben und den Leserkontakten im Internet ab. Dort ist sie in verschiedenen Leserunden aktiv, im Austausch mit anderen Autoren, sie bloggt auch selbst regelmäßig. Das sei aber eine ganz andere Welt, als in einer Buchhandlung zu lesen oder dort ein Buch in die Hand zu nehmen. Huber hofft, dass sich ihr mit ihrem aktuellen Werk auch dieser Neuraum erschließen wird. "Das Projekt hätte es wirklich verdient", findet sie.

Und was macht die 31-Jährige, wenn sie gerade einmal nicht schreibt? Huber lacht und deutet auf den großen, blauen Ohrensessel, der in ihrem Schreibzimmer vor dem Fenster steht: "Lesen", sagt sie. Und fügt nach einer Pause noch hinzu: "Backen tu' ich auch gerne, aber das Schreiben ist einfach ein sehr zeitfressendes Hobby, da kommt man nicht mehr zu viel anderem."

Hubers Romane bedienen nicht den typischen Mainstream. Aber die Selbstverständlichkeit eines Menschen, der weiß, dass er auf einem für ihn richtigen Weg ist, sich auf das Wesentliche konzentriert und alles Überflüssige, Störende auch wirklich weglässt, fasziniert.

Sandra Andrea Huber ist am Freitag, 19. Oktober, ab 19 Uhr zu einer "Lesung und Autorenbegegnung" in der Gemeindebücherei Wettstetten an der Rackertshofener Straße 23 zu Gast. Der Eintritt ist frei.

Anne Gülich