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DIW-Studie Deutschland hat einen der größten Gender-Pay-Gaps in Europa

Die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern bleiben hierzulande enorm. Im europäischen Vergleich landet Deutschland einer Studie zufolge auf dem drittletzten Platz.
Protest für Frauenrechte in Berlin (Archivbild)

Protest für Frauenrechte in Berlin (Archivbild)

Foto: ODD ANDERSEN/ AFP

Die Lohnkluft zwischen Frauen und Männern ist in Deutschland so groß wie fast nirgends in Europa. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor.

Frauen verdienten demnach in Deutschland 2019 im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer. Damit befindet sich Deutschland auf dem drittletzten Platz von insgesamt 34 untersuchten Ländern. Dieser sogenannte Gender-Pay-Gap verringert sich seit Jahren in Deutschland kaum.

Nur Österreich und Estland weisen laut Eurostat noch höhere Lohnlücken auf. Auffallend geringe Unterschiede gibt es etwa in Rumänien (rund zwei Prozent), Italien und Belgien (jeweils rund sechs Prozent) sowie Polen (rund neun Prozent).

Die DIW-Analyse zeigt jedoch auch, dass im europäischen Vergleich eine höhere Erwerbsquote unter Frauen meist auch mit einem größeren Gender-Pay-Gap einhergeht. Denn dann fließen auch viele gering verdienende Frauen in die Statistik mit ein. Umgekehrt ist der Verdienstunterschied in Ländern mit niedrigen Frauenerwerbsquoten eher gering – weil oft nur Frauen mit vergleichsweise hohen Löhnen überhaupt arbeiten.

Gender-Pay-Gap in Italien niedrig – weil wenige Frauen arbeiten

Als Beispiel nennen die DIW-Forscherinnen Italien, das mit einem Gender-Pay-Gap von 5,5 Prozent den drittniedrigsten in Europa hat. Dort ist jedoch nur etwas mehr als die Hälfte der Frauen erwerbstätig, in Deutschland sind es hingegen fast drei Viertel.

»Betrachtet man nur die 14 europäischen Länder, deren Frauenerwerbsquote zwischen 70 und 80 Prozent liegt, schneidet Deutschland jedoch nicht besser ab«, schreiben die DIW-Expertinnen. In Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden seien noch mehr Frauen erwerbstätig als in Deutschland, und dennoch sei die Lohnlücke zu Männern dort oft deutlich kleiner. Nur Österreich und Estland stehen in diesem Ranking noch schlechter da.

»Die Familienpolitik in Deutschland braucht mehr gleichstellungspolitische Elemente«, sagte DIW-Expertin Julia Schmieder. Sie plädierte dafür, Partnermonate beim Elterngeld auszuweiten, eine Familienarbeitszeit einzuführen und das Ehegattensplitting zu reformieren, »das in seiner jetzigen Form die Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt konterkariert«.

hej/Reuters

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