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Neue Todesfälle in China Coronavirus könnte sich auch nach Europa ausbreiten

In China sind weitere Patienten an einem neuartigen Coronavirus gestorben. Experten erwarten nicht, dass die Krankheit auf China beschränkt bleibt. Eine Pandemie wie beim Sars-Virus erwarten sie aber nicht.
Krankenhausmitarbeiter in Wuhan: Mindestens 15 von ihnen haben sich bereits mit der gefährlichen Lungenkrankheit angesteckt

Krankenhausmitarbeiter in Wuhan: Mindestens 15 von ihnen haben sich bereits mit der gefährlichen Lungenkrankheit angesteckt

Foto: DARLEY SHEN/ REUTERS

Weitere Patienten sind an dem Coronavirus gestorben, das seit Ende Dezember in China grassiert. Wie die Gesundheitsbehörde der zentralchinesischen Metropole Wuhan mitteilte, starb ein 89-jähriger Mann, der mit dem Coronavirus infiziert war, bereits am Sonntag im Krankenhaus. Der Patient litt demnach bereits an Vorerkrankungen, darunter ein Herzleiden und Diabetes. Seit dem Ausbruch der Krankheit sind mindestens vier Todesfälle in China bestätigt, der Bürgermeister von Wuhan sprach am Dienstag von sechs Toten.

Am Montag hatte die Gesundheitsbehörde mitgeteilt, dass die Zahl der Betroffenen sprunghaft auf rund 220 angestiegen sei. Darunter waren mindestens 15 Krankenhausangestellte in der Metropole Wuhan - was als Beweis dafür erachtet wird, dass das Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen wird. Für Experten ist es ein wichtiger Indikator, ob Ärzte und Pfleger von einer neuen Erkrankung betroffen sind: Infizieren sich viele von ihnen, ist das ein deutlicher Hinweis auf leichte Übertragbarkeit. Am Dienstag war schon von 291 Fällen die Rede. 900 weitere Menschen stünden wegen einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus unter Beobachtung. Auch in anderen asiatischen Ländern wurden Fälle des Coronavirus gemeldet. Neben Japan und Thailand wurde am Dienstag der erste Fall in Taiwan bekannt gegeben.

Der rasante Anstieg der Zahlen von Sonntagnacht auf Montag machte Beobachter stutzig. Vor einer Woche betonte China noch, es habe keine Neuinfektionen gegeben. Nachdem China die Sars-Epidemie 2002/2003 zunächst wochenlang vor der Weltöffentlichkeit geheim gehalten hatte, liegt der Verdacht nahe, dass die aktuellen Zahlen ebenfalls nicht der Wahrheit entsprechen. Insbesondere, da Experten schätzen, dass sogar weit mehr als 1700 Menschen infiziert sein könnten.

Ein Sars-Virus hatte von China ausgehend 2002/2003 eine Pandemie mit 8000 Infizierten zur Folge, etwa 800 Menschen starben. Analysen des Erbguts haben dem Berliner Virusforscher Christian Drosten zufolge ergeben, dass es sich bei dem neuartigen Erreger ebenfalls um eine Sars-Variante handelt.

Deutsche Kliniken müssen sich vorbereiten

"Wir müssen damit rechnen, dass wir Fälle nach Deutschland bekommen", sagte Drosten am Morgen im "Deutschlandfunk". "Deutsche Kliniken sollten sich bereits jetzt darauf vorbereiten, solche Patienten behandeln zu können." Dabei müssten unter anderem die Intensivstationen, die ohnehin immer überfüllt seien, für die Betreuung solcher Patienten eingerichtet werden.

Auch Kontrollen an Flughäfen könnten die weitere Ausbreitung des Virus nicht unbedingt eindämmen, so Drosten. "Reisende tragen das Virus in sich, es bricht aber meist erst aus, wenn sie am Zielort angekommen sind", sagt er. Sorgen müssten sich deutsche Bürger dennoch nicht machen. "Wir haben einen sehr guten Pandemie-Aktionsplan, der in solchen Fällen greift."

Der neuartige Virustyp verursacht eine Lungeninfektion, die mit Reizhusten und Fieber einhergeht. "Es sieht so aus, als würde das Virus durch eine Mischung aus Tröpfchen- und Schmierinfektion verbreitet werden", sagt Drosten. Da es sich derzeit um eine sehr frühe Virusphase handle, könne sich das Krankheitsbild jedoch im Laufe der Zeit noch verändern.

Der Forscher hält den aktuellen Ausbruch jedoch für nicht so gefährlich wie die Sars-Pandemie vor rund 18 Jahren. "Es sieht so aus, als wäre es nicht so tödlich. Vier Tote auf 200 Infizierte sind zwar eine ernst zu nehmende Zahl", sagt er. Bei der Pandemie 2002/2003 seien es aber wesentlich mehr gewesen.

Was vor allem den chinesischen Behörden Sorgen macht: Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Übertragung des Virus. In den kommenden Tagen sind einige Hundert Millionen Chinesen im ganzen Land unterwegs. Asiatische Nachbarn und mehrere Flughäfen in anderen Ländern weltweit haben wegen der neuen Lungenkrankheit inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt.

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WHO-Krisentreffen am Mittwoch

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berief wegen der neuartigen Lungenkrankheit in China ihren Notfallausschuss ein. Die Experten sollen am Mittwoch darüber beraten, ob eine Gesundheitsnotlage ausgerufen werden soll, wie die WHO am Montag berichtete. Diese unabhängigen Experten empfehlen auch Maßnahmen, die ergriffen werden sollten.

Ruft die WHO einen internationalen Gesundheitsnotstand aus, empfiehlt sie damit schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Dazu können unter anderem Grenzkontrollen, das Einrichten von spezialisierten Behandlungszentren oder mögliche Impfungen medizinischer Fachkräfte gehören.

kry/dpa