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Der „Typ mit der seltsamen Geige“ ist wieder da

Die elektrisch-verstärkte Violine ist Chris Reitz’ Markenzeichen. Am 29. April tritt er als All Reitz Reserved im "Aalt Stadhaus" in Differdingen auf.

Chris Reitz sorgt seit 2017 als All Reitz Reserved und seiner E-Violine für Aufmerksamkeit. In seiner Musik treffen elektronische Klänge auf den Sound des klassischen Saiteninstruments.
Chris Reitz sorgt seit 2017 als All Reitz Reserved und seiner E-Violine für Aufmerksamkeit. In seiner Musik treffen elektronische Klänge auf den Sound des klassischen Saiteninstruments. Foto: Anouk Antony

Vollkommen frei von klassischen Zwängen – das sind nicht nur musikalische Berühmtheiten wie Lindsey Stirling mit ihrer elektrischen Violine oder die Cello-Rockband Apocalyptica. Auch der Luxemburger Chris Reitz, besser bekannt als „der Typ mit der seltsamen Geige“, weiß den Sound des klassischen Saiteninstruments mit modernen, elektronischen Klängen zu vermischen.

Der junge Musiker, der 2017 sein Soloprojekt All Reitz Reserved startete und seitdem mit seiner E-Violine für Aufmerksamkeit sorgte, tritt am Samstag, dem 29. April, in Differdingen im „Aalt Stadhaus“ auf. Hier stellt er Teile seines kommenden Albums „Elemental“ vor – ein multimediales Projekt, das auf einer Reise durch die isländische Natur basiert. Im Interview gibt der Geiger erste Einblicke.

Chris Reitz, wird das Konzert am 29. April in Differdingen auch das Release Ihrer neuen Platte „Elemental“ sein?

Das Konzert war tatsächlich als Album-Release-Show angedacht, doch es wird jetzt doch keine werden. Während des Arbeitsprozesses haben wir (Anm. d. Red.: Sam Flammang und Chris Reitz) entschieden, dass wir nicht sofort eine komplette CD herausbringen möchten, sondern dass das Ganze eine Serie von Singles wird, die nach und nach veröffentlicht werden – wie man das heute eben so macht. Sieben Tracks sind fast fertig, einer ist bereits auf Spotify abrufbar und die anderen befinden sich in der Endphase.

Es macht mittlerweile keinen Sinn mehr, acht Songs an einem Stück zu veröffentlichen. Das hört sich fast niemand an. Es ist opportuner, die Songs innerhalb eines halben Jahres einzeln herauszubringen und dafür zu sorgen, dass diese in den Spotify-Playlists landen. Das ist ein Kompromiss an die Art, wie Musik heute konsumiert wird.

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Dafür werden wir das Livekonzert aber aufnehmen. Gegen Ende des Jahres soll dann ein physischer Support erscheinen, auf dem das gesamte Konzert oder Teile davon zu sehen sein werden.

Das heißt, das Album gibt es dann nicht nur auf Spotify, sondern vielleicht auch als Vinyl?

Mal schauen ... Das Problem bei Vinyl-Platten ist, dass sie in der Produktion nicht nur sehr teuer sind, sondern die Herstellung auch extrem lange dauert. Und als Musiker muss man natürlich überlegen, was finanziell Sinn macht; und was nicht.

Ist „Elemental“ denn als Konzeptalbum angelegt?

Es ist schon ein Konzeptalbum, weil wir eben eine ganz klare Idee hatten, was wir machen wollten. Das Album hat ein Thema, und zwar die Reise nach Island. Die neuen Songs drehen sich alle darum. Es sind auch teilweise Lieder, bei denen ich mir konkret dachte: Das ist jetzt ein Song über den Morgen, als Sam und ich auf dem und dem Berg in Island waren.

Naturgeräusche sind eigentlich eine einfache Methode, das Ganze etwas organischer zu gestalten und die Songs in der Realität zu verankern.

Chris Reitz alias All Reitz Reserved

Die Natur Islands bildet ja den Grundstein für Ihr neues Album. Wie spiegelt sich das in der Musik wider? Wie mischen sich die Klänge der nordischen Natur mit denen Ihrer E-Violine?

Ganz konkret: Auf meiner Reise hatte ich ein Mikrofon und alles dabei, womit ich (Natur-)Geräusche aufgenommen habe. Davon finden sich auch viele in den neuen Songs. In meine anderen EPs habe ich davor aber auch bereits Naturgeräusche eingebaut.

Als Singer-Songwriter, der Songs mit Text komponiert, ist es natürlich leichter, ein Thema zu vermitteln, weil man in seinen Liedern eben darüber spricht und singt. Als jemand, dessen Songs keine Lyrics beinhalten, ist es schon schwieriger. Man kann behaupten, dass ein Song vom großen, weiten Ozean handelt, aber wenn dann kein Meeresgeräusch darin zu hören ist, ist das auch irgendwie unglaubwürdig. Naturgeräusche sind eigentlich eine einfache Methode, das Ganze etwas organischer zu gestalten und die Songs in der Realität zu verankern.

Schwelgend in den Erinnerungen an die Reise nach Island: Chris Reitz während des Interviews im Café Bloom.
Schwelgend in den Erinnerungen an die Reise nach Island: Chris Reitz während des Interviews im Café Bloom. Foto: Anouk Antony

Was eine besondere Wirkung auf mich hatte, ist die Größe und Erhabenheit der Natur in Island. Mancherorts sieht man dort, so weit das Auge reicht, einfach nur Küste.

Das Visuelle spielt in Ihrem neuen Album eine wichtige Rolle. Wie wird sich ihre Show im „Aalt Stadhaus“ denn gestalten?

Sam und ich haben uns überlegt, eine kleine Szenografie auf der Bühne aufzubauen. Dort werden zehn Banner hängen, die fünf Meter lang sind und zur Mitte der Bühne hin schmaler werden. Dann haben wir versucht, die riesigen Kristalle, wie man sie mancherorts in Island findet, nachzubauen.

Außerdem verfügt das Bühnenbild über Projektionsflächen, wo sowohl Bilder als auch Videos im Einklang mit den Songs zu sehen sein werden. Diese sind teilweise sehr konkret und realitätsnah, teilweise aber auch künstlerischer und abstrakter. Wasserfälle bekommt das Publikum auf jeden Fall zu sehen.

Zur Person

Chris Reitz, geboren 1992, startete im Jahr 2017 sein Soloprojekt All Reitz Reserved und veröffentlichte sein erstes Album. Wie er selbst sagt, hat er „zwölf Jahre Geige gespielt, bevor er angefangen habe, Musik zu machen“. Seine Musik lässt sich schwer in eine Schublade stecken, doch sind es vor allem Naturklänge sowie Deep House und Elektro-Sounds, die sein Schaffen mit der E-Violine beeinflussen. Neben seinem Soloprojekt ist er in der luxemburgischen Band Zero Point Five aktiv.

________ All Reitz Reserved ist am Samstag, dem 29. April, um 20 Uhr im Differdinger „Aalt Stadhaus“ zu sehen. Im Rahmen des Konzerts findet ebenfalls eine Ausstellung mit Fotografien von Sam Flammang, der zusammen mit Chris Reitz in Island war, statt. Die Ausstellung kann vom 24. bis zum 29. April besichtigt werden.

Weitere Informationen und Karten gibt es unter: www.stadhaus.lu www.luxembourg-ticket.lu

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