Teuer bezahlt aber kein Netz für Transport: „Versorger lässt meinen Solar-Strom verpuffen“
München – Jens Husemann (50) aus einem Vorort von München ist Familienvater und die Zukunft der Generation seines Sohnes ist ihm wichtig. Deshalb investierte er vor ein paar Jahren in ein Öko-Projekt.
Auf dem Dach einer Lagerhalle bei Ansbach betreibt der Handwerker seit 12 Jahren eine Solaranlage, verkauft den erzeugten Strom an die N-Ergie.
Die Anlage produziert an sonnigen Tagen bis zu 170 Kilowatt in der Stunde.
Doch vor drei Jahren drosselte der Stromversorger immer mehr die Leitung. Den Preis für den Strom zahlte die N-Ergie trotzdem.
„Mit dem Zubau der Erneuerbaren gingen die Abschaltungen los“, sagt Husemann. „Man kann sagen, dass mittlerweile fast jeden Tag, an dem nicht gerade Schnee auf den Solarzellen liegt, die Anlage abgeschaltet wird.“
40,6 Cent je Kilowattstunde zahlt die E-Nergie, schmeißt den Strom hinterher weg.
„Das wird aus Steuergeldern bezahlt, wir sind ja nicht umsonst weltweit eines der Länder mit den höchsten Strompreisen.“
Es geht um Zehntausende Euro, die Betreiber solcher Anlagen jedes Jahr von den Versorgern erhalten, ohne dass diese den Strom an die Kunden weitergeben.
Grund: Das Netz ist viel zu schwach, um all den Biostrom zu transportieren, besonders in Mittelfranken (siehe Karte) sind die Mängel gravierend.
Auf Nachfrage von BILD bei der N-Ergie nur eine dünne Antwort: „Eine hochpolitische Anfrage...“
In einer Presseerklärung hatten die größten Versorger Bayerns bereits zuvor vorsichtig erklärt: „ Der Freistaat sollte konkrete Mengenziele und einen Zeitplan für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern definieren. (...) Das wesentliche Ziel des Energiekonzepts muss sein, dass dezentral erzeugter Strom möglichst dann vor Ort genutzt wird, wenn er erzeugt wird.“
Gestern unterzeichnete Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zumindest eine Willenserklärung mit bayerischen Netzbetreibern, Bauernverband und Kommunalpolitikern, um solche Anlagen wie die von Husemann schneller an die Netze anzuschließen.
Eine Lösung könnten laut Papier so genannte Elektrolyseure sein, die überschüssigen Strom umwandeln, etwa in Wasserstoff.
Die Stromkonzerne rechnen mit Kosten von mehr als 100 Milliarden Euro, um Deutschland bis 2050 fit zu machen für die Energiewende. Etwa so viel, wie es zusätzlich braucht, um die Bundeswehr einsatzfähig zu halten.