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Politik Attacke in Dresden

Verdächtiger Islamist kaufte Messer zwei Tage vor der Tat

Chefreporter
Nach tödlicher Messerattacke –Verdächtiger ist islamistischer Gefährder

In Dresden wurden Anfang Oktober zwei Touristen mit einem Messer angegriffen - einer von ihnen wurde dabei tödlich verletzt. Die Polizei hat nun einen Tatverdächtigen festgenommen. Der junge Syrer war den Sicherheitsbehörden als Gefährder bekannt.

Quelle: WELT

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Nach der Messerattacke in Dresden steht ein 20 Jahre alter Syrer unter Tatverdacht. Laut Ermittlern wurde der Gefährder in den Tagen vor dem mutmaßlichen Anschlag observiert. Ein Messerkauf kurz vor der Tat blieb dennoch unentdeckt.

Nach der tödlichen Messerattacke auf zwei Touristen in Dresden erhärtet sich der Tatverdacht gegen einen 20-Jährigen. Nach Informationen von WELT soll der festgenommene Syrer die mutmaßliche Waffe bereits zwei Tage vor der Tat in einem Dresdner Kaufhaus erworben haben. Dabei handelte es sich laut Ermittlern um ein handelsübliches Küchenmesser.

Der Festgenommene steht unter Mordverdacht. Er soll zwei Männer aus Nordrhein-Westfalen am 4. Oktober in der Dresdner Innenstadt mit mehreren Messerstichen attackiert haben. Ein 55-Jähriger aus Krefeld starb im Krankenhaus, ein 53-Jähriger aus Köln überlebte – er wurde bereits vernommen.

Nach tödlicher Messerattacke - Verdacht islamistischer Tat
Nach der tödlichen Messerattacke in Dresden Anfang Oktober ermittelt nun die Bundesanwaltschaft
Quelle: dpa/Roland Halkasch

Bei seiner Tat soll der Verdächtige zwei Messer dabei gehabt haben, eines davon rund 20 Zentimeter lang. Unvermittelt habe er beim Angriff die Klinge in den Rücken seines ersten Opfers gerammt.

Die Bundesanwaltschaft (GBA) hat den Fall übernommen und führt ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Die Ermittler halten ein radikalislamistisches Tatmotiv für plausibel.

Denn der vorbestrafte Verdächtige steht seit Jahren im Fokus von Sachsens Sicherheitsbehörden. Er wurde als islamistischer Gefährder eingestuft. Eine Person also, der Behörden jederzeit politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung zutrauen.

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Erst am 29. September – also fünf Tage vor der Tat – war der Syrer aus der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen entlassen worden. Man habe ihn für gefährlich, nicht jedoch für einen der Topgefährder gehalten, sagen Personen, die den Fall begleiten.

Nach Informationen von WELT stand der Islamist in den Tagen nach Haftentlassung unter Beobachtung. Sächsische Verfassungsschützer sollen ihn observiert haben – allerdings nicht rund um die Uhr.

Der Gefährder war nur unter Auflagen freigekommen. Mehrmals pro Woche musste er persönlich bei der sächsischen Polizei erscheinen. Laut Ermittlern meldete sich der 20-Jährige noch am Tattag pflichtbewusst beim Polizeirevier Dresden Mitte. Stunden später soll er die beiden Männer ein paar Hundert Meter davon entfernt attackiert haben.

In den ersten Tagen nach der Tat stand der Syrer noch nicht unter Tatverdacht. Fünf Tage nach dem Angriff fand sogar noch eine sogenannte Gefährderansprache durch sächsische Beamte bei ihm statt. Einige Tage später wurden DNA-Spuren festgestellt, unter anderem am Schuh eines Opfers. So rückte der 20-Jährige in den Fokus der Ermittler.

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Der Syrer ist nach Angaben der Dresdner Behörden seit 2015 in Deutschland und hat eine Duldung. 2018 war er vom Oberlandesgericht Dresden zu einer Jugendstrafe verurteilt worden, weil er unter anderem für das Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) geworben hatte.

Bislang liegen Ermittlern keine Erkenntnisse vor, wonach der Verdächtige bei der Tat konkret von möglichen Terrorrekruten angeleitet wurde.

Islamismusexperte Ahmad Mansour, der mit seinen Projekten selbst Islamisten in Gefängnissen betreut, sagt: „Es ist hier offenbar genau das passiert, was nicht passieren darf: Der Verdächtige war als islamistischer Gefährder bekannt. So einen müssen die Behörden nach Haftentlassung genau auf dem Schirm haben.“

Er erlebe es immer wieder, so Mansour, dass Gefährder ihre eigentlichen Terrorplanungen „vertuschen und ihre Umwelt sehr geschickt manipulieren“. Dabei beobachte er häufig, dass die Kommunikation zwischen den Behörden in solchen Fällen falsch läuft. Das liege mitunter auch an der Arbeitsbelastung: „Viele Bundesländer sind mit der Vielzahl an zu überwachenden Gefährdern überfordert.“

Petric Kleine, Präsident des Landeskriminalamts Sachsen, wies Kritik an der Arbeit der Sicherheitsbehörden auf einer Pressekonferenz am Donnerstag zurück. Selbst bei enger Überwachung von Gefährdern sei ein Restrisiko nie auszuschließen.

Ermittler gehen in Dresden nun unter anderem der Frage nach, was genau der Verdächtige in den Tagen nach Haftentlassung bis zur mutmaßlichen Tat machte.

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