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Coronavirus in Großbritannien "Professor Lockdown" tritt wegen Affäre zurück

Als Berater überzeugte Neil Ferguson die britische Regierung davon, strenge Coronaregeln einzuführen. Er selbst traf sich trotz Ausgangssperre mit seiner Affäre – und ist nun von seinem Posten zurückgetreten.

Neil Ferguson war bis vor wenigen Tagen eine Art britischer Christian Drosten. Er beriet die britische Regierung in der Coronakrise und lieferte der Regierung von Premier Boris Johnson die wissenschaftliche Grundlage für die strengen Ausgangsbeschränkungen, die seit dem 23. März gelten.

Doch "Professor Lockdown", wie ihn britische Medien nennen, hat sich selbst nicht immer an die Kontaktsperre gehalten. Stattdessen besuchte ihn seine Geliebte. Mehrmals. Nun ist der Topforscher als Berater der Regierung zurückgetreten. "Ich habe falsch gehandelt", sagte Ferguson. Er bereue es zutiefst, die nötige soziale Distanz nicht eingehalten zu haben.

Ferguson ist Epidemiologe und Professor für mathematische Biologie am Imperial College in London. Dort leitet er ein Team, das mit Datenmodellen die Ausbreitung des Coronavirus simuliert. Laut der Universität soll er sich nun ganz auf seine Forschung konzentrieren.

"Ein Fall für die Polizei"

Gesundheitsminister Matt Hancock zeigte sich in einem Interview mit dem TV-Sender Sky schockiert. Er sei "sprachlos" angesichts des Regelverstoßes, mehr noch: "Das ist ein Fall für die Polizei."

Der Fall des Professors erregt auch deshalb so viel Aufmerksamkeit, weil er bereits im März nach einem positiven Covid-19-Test zwei Wochen in kompletter Isolation verbracht hatte. "Ich habe in dem Glauben gehandelt, immun gegen das Virus zu sein", sagte Ferguson nun in seiner Erklärung. Ob Patienten nach einer Infektion tatsächlich immun und nicht mehr ansteckend sind, ist allerdings bislang unklar.

Der britische "Daily Telegraph" berichtet, dass Fergusons Geliebte ihn mindestens zweimal während des Lockdowns zu Hause besucht haben soll. Bei der Frau soll es sich um eine 38-jährige gebürtige Deutsche handeln, die seit 2003 in Großbritannien lebt.

Politiker und Promis missachten Lockdown

Ferguson ist nicht der einzige prominente Brite, der nach einer Missachtung der Lockdown-Regeln seinen Posten räumen musste. Auch die oberste Gesundheitsexpertin der schottischen Regierung, Catherine Calderwood, ist nach Verstößen zurückgetreten. 

Sie war gemeinsam mit ihrer Familie wiederholt in ein Ferienhaus gefahren und hatte dort Strandspaziergänge unternommen, anstatt zu Hause zu bleiben. "Ich habe den Ratschlag nicht befolgt, den ich anderen gegeben habe", sagte sie bei einer Pressekonferenz. 

Schottlands ehemalige oberste Gesundheitsexpertin Catherine Calderwood: die Empfehlungen ihrer eigenen Behörde missachtet

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Foto:

-/ AFP

Nicht nur Politiker, auch Sportler werden dafür kritisiert, dass sie sich über die Regeln hinwegsetzen. Britischen Medienberichten zufolge hat die Polizei unlängst Wayne Rooney verwarnt.

Der ehemalige Kapitän der englischen Fußballnationalmannschaft war gemeinsam mit dem Manchester-City-Spieler Kyle Walker auf einem Golfplatz unterwegs; beide hatten ihre Familien dabei.