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Rund 39 Millionen Euro für Denkmale in Brandenburg

- Erschienen am 17.01.2022 - Presemitteilung Presseinformation
Ein Beispiel, wie ein denkmal wiederbelebt werden kann. Die Freimaurerloge in Spremberg, die vorher verfallen war und jetzt saniert und ein Gesundheitszentrum beherbergt. © MIL

Kulturministerin Manja Schüle und Infrastrukturminister Guido Beermann haben heute in Potsdam gemeinsam mit dem Landeskonservator Thomas Drachenberg, der Stadtplanerin der Stadt Spremberg, Claudia Wolf, sowie dem Architekten Stefan Woehrlin vom Förderverein Naturpark Barnim e.V. die Bilanz zur Denkmal-Förderung 2021 im Land Brandenburg vorgestellt. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 39 Millionen Euro aus Mitteln des Kulturministeriums sowie des Infrastrukturministeriums in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen investiert.

Kulturministerin Manja Schüle: „Brandenburg – das sind nicht nur Preußens Schlösser und Gärten. Das sind auch und vor allem Kirchen und Klöster, Bauernhäuser und Fabrikantenvillen, Brauereien und Dampfmaschinen. Die vielfältigen Zeugnisse unserer Geschichte zu erhalten, ist Aufgabe der Denkmalpflege – eine Aufgabe, mit der wir Zukunft gestalten. Ich bin überzeugt: Die Denkmalpflege hat die Nachhaltigkeit gewissermaßen erfunden, schließlich heißt es dort seit jeher: Erhalten, renovieren und sanieren, statt neu bauen. Das spart Ressourcen und schont das Klima. Und nicht nur das: Die oft einmaligen Denkmale in unseren Städten und Gemeinden tragen maßgeblich zur Attraktivität unseres Landes bei, stehen für ungewöhnliche und kreative Nutzungen, ermöglichen vielfältige Begegnungen. Viele dieser Kleinode wären ohne privates und vielfach ehrenamtliches Engagement nicht zu erhalten. Überall in unserem Land setzen sich Vereine, Förderkreise und Freiwillige seit Jahrzehnten mit Leidenschaft, Beharrlichkeit und Kreativität für den Erhalt historischer Bausubstanz ein. So wurde der Denkmalschutz zu einer der größten Bürgerbewegungen in Brandenburg. Um dieses herausragende Engagement zu würdigen, setzen wir unsere Denkmalhilfe zur Sicherung und Sanierung von bedrohten Gebäuden auch 2022 fort. Denn: Denkmalschutz schafft Gemeinschaft und steht für Nachhaltigkeit und regionale Identität.“

Infrastrukturminister Guido Beermann: „Die Städte des Landes stehen heute vor großen Herausforderungen, sei es durch die Folgen der Corona-Pandemie oder des Klimawandels. Die erfolgreiche Stadtentwicklung in den vergangenen Jahren ist jedoch eine gute Basis, auf der wir gemeinsam aufbauen können. Gerade in den historischen Stadtkernen ist es gelungen, das baukulturelle Erbe zu bewahren und mit neuen Nutzungen zu beleben. Sie sind beliebt bei den Menschen vor Ort und für Touristen interessant. Wir wollen sie stärken und weiterentwickeln. Deshalb gehört der städtebauliche Denkmalschutz zu den wesentlichen Aufgaben der Stadtentwicklung und wird im Rahmen der Städtebauförderung unterstützt. Mit dem Bund-Länder-Programm ‘Lebendige Zentren‘ haben wir das zentrale Förderinstrument, mit dem wir den Erhalt, die Sanierung und Nachnutzung von Denkmalen und Bausubstanz mit historischer Bedeutung unterstützen können, um die Attraktivität der Städte als Wohn-, Arbeits- und Lebensorte weiter zu steigern. Die Zukunftsthemen wie den Klimaschutz, die Klimaanpassung sowie die Wärme- und Verkehrswende rücken dabei stärker in den Fokus. Wir können die Städte im Programm ‘Lebendige Zentren‘ in den Jahren zwischen 2021 bis 2025 mit weiteren rund 26 Millionen Euro Bundes- und Landesmitteln unterstützen.“

Landeskonservator Thomas Drachenberg: „Unsere Baukultur wird von Denkmalen geprägt, die wichtig für unsere Lebensqualität sind. Sie zu erhalten ist im besten Sinne nachhaltig! Die Baukultur muss ein fester Bestandteil der Energiewende sein. Beides zusammen – Tradition und Innovation – kann ein gutes Fundament für den notwendigen Umbau unserer Strukturen sein.“

Architekt Stefan Woehrlin, Förderverein Naturpark Barnim e.V.: „Es ist schon erstaunlich, dass im direkten Umfeld der Metropole noch immer so ein Dornröschen wie das Mustergut Hobrechtsfelde zu finden ist. Der geschichtsträchtige Ort hat unglaubliches Potential, als Standort für Umweltbildung und Naherholung zu erwachen. Die Brandenburger Denkmalhilfe ist dabei ein wichtiges Bekenntnis zur Bedeutung des Ortes. Die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Bundesländer bei der Renaturierung der Rieselfelder sollte für die Entwicklung des Mustergutes unbedingt wiederaufgenommen werden!“

Stadtplanerin Claudia Wolf, Stadt Spremberg: „Wir konnten dank der Initiative des Eigentümers und der Fördermittel von Bund und Land in enger Abstimmung mit den zukünftigen Nutzern ein stadtbildprägendes Einzeldenkmal in unserer Stadt erhalten und mit neuem Leben füllen. Das Gesundheitszentrum ist ein gutes Beispiel, wie Altbauaktivierung in Kooperation umgesetzt werden kann. Das kommt den Menschen in der Stadt und dem Umland zugute.“

Das Kulturministerium hat die Sanierung von Denkmalen im Jahr 2021 mit knapp 13 Millionen Euro Landesmitteln unterstützt. Rund 5 Millionen Euro flossen an Stiftungen für den Erhalt ihrer Bausubstanz:

  • Rund 3,16 Millionen Euro gingen an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg für den Erhalt ihrer historischen Bauten und Gartenanlagen.
  • Rund 650.000 Euro flossen an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten für die Sanierung des historischen Baubestandes.
  • 960.000 Euro gingen an die Stiftung Stift Neuzelle für die weitere Instandsetzung der Klostergebäude und des Barockgartens.
  • 200.000 Euro flossen für die Modernisierung des Künstlerhauses in Wiepersdorf.

Mit rund 3,85 Millionen Euro wurden Kirchen, Religionsgemeinschaften und Kommunen im vergangenen Jahr bei der Sanierung von sakralen Gebäuden und jüdischen Friedhöfen gefördert:

Der Großteil der Mittel – rund 1,46 Millionen Euro – ging im Rahmen des Staatskirchenvertrages an die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Damit konnten 18 Kirchensanierungen sowie 2 Glockensanierungen gefördert werden. Rund 2,1 Millionen Euro gingen an den Brandenburger Dom. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland erhielt 138.000 Euro für Sanierungsprojekte. Das Katholische Erzbistum Berlin erhielt 65.000 Euro für ein Einzelvorhaben in Neuruppin. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche erhielt 9.600 Euro für eine Baumaßnahme in Potsdam. Für Sanierungs- und Sicherheitsmaßnahmen auf denkmalgeschützten jüdischen Friedhöfen wurden insgesamt 23.500 Euro eingesetzt: Die Evangelische Gemeinde Region Guben erhielt rund 14.300 Euro für Sanierungs- und Sicherheitsmaßnahmen auf dem jüdischen Friedhof in Guben, das Amt Schenkenländchen 1.600 Euro für Sanierungsmaßnahmen auf dem jüdischen Friedhof in Märkisch Buchholz und die Jüdische Gemeinde ‘Wiedergeburt‘ des Landkreises Oberhavel e.V. rund 7.600 Euro für Sanierungs- und Sicherheitsmaßnahmen auf dem jüdischen Friedhof Oranienburg. Die Jüdische Gemeinde Stadt Brandenburg e.V. erhielt rund 35.600 Euro für Sicherheitsmaßnahmen am denkmalgeschützten Gemeindehaus. 

Rund 4 Millionen Euro standen für Denkmalförderprogramme des Kulturministeriums bereit:

  • Mit rund 1,32 Millionen Euro wurde das Bundesprogramm zur Erhaltung national wertvoller Kulturdenkmale kofinanziert. Damit wurden Sanierungen an der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack, an der Kirche St. Nikolai in Jüterbog, am Südwestkirchhof in Stahnsdorf, am Schloss Branitz, an der Patentpapierfabrik Hohenofen, am Kulturhaus in Rüdersdorf und am Joachimsthalschen Gymnasium in Templin gefördert.
  • Zudem standen im Rahmen der Denkmalhilfe rund 2,7 Millionen Euro zur Sicherung von bedrohten Denkmalen bereit. Damit konnten 50 dringende Projekte gefördert werden, darunter auch die Sanierungsmaßnahmen am Kornspeicher in Hobrechtsfelde. Weitere Beispiele zu geförderten Projekten im Rahmen der Denkmalhilfe finden sich in der Anlage.

Der historische Speicher Hobrechtsfelde ist Mittelpunkt des Denkmals ‘Berliner Stadtgut Hobrechtsfelde‘ in Panketal (Landkreis Barnim), das zwischen 1898 bis 1908 entstand. Wegen des damaligen enormen Bevölkerungswachstums und Booms von Industrieanlagen stiegen sowohl der Bedarf an Nahrungsmitteln als auch an einer verlässlichen Wasserver- und -entsorgung. Dazu diente ein Ring von Rieselfeldern um Berlin, die auf den Namensgeber des Gutes Hobrechtsfelde zurückgehen: James Friedrich Ludolf Hobrecht entwickelte als preußischer Stadtplaner den ersten perspektivischen Bebauungsplan Berlins von 1862 sowie für die Stadthygiene und zur Seuchenprävention das – später überregional oft kopierte – System der Rieselfelder. Die Planung sah auch eine landwirtschaftliche Nutzung der Rieselfelder vor, zu deren Bewirtschaftung zwölf Stadtgüter, unter anderem in Hobrechtsfelde, gegründet wurden. Der historische Kornspeicher bildet wegen seiner turmartigen Bauform und seiner technischen Ausstattung den architektonisch markanten Punkt der heute denkmalgeschützten Gutsanlage, von der auch noch eine Scheune, das Verwaltungshaus und Schienenfragmente der Wirtschaftsbahn erhalten sind. Der Speicher, der zur Lagerung von Getreide und als Wasserturm diente, ist ein herausragendes Zeugnis der Industrialisierung der Landwirtschaft in Deutschland und war beispielgebend für andere Speicher, etwa in Brüssow (Landkreis Uckermark). Das Land hat den Förderverein Naturpark Barnim e.V. bei der Substanzsicherung und Sanierung des Speichers Hobrechtsfelde von 2020 bis 2022 mit insgesamt 50.000 Euro aus Mitteln der Denkmalhilfe unterstützt. Weitere Informationen: www.naturimbarnim.de 

Das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt die Kommunen und privaten Eigentümer*innen seit 1991 bei der Erhaltung, Sanierung und Weiterentwicklung von Denkmalen und stadtbildprägenden Gebäuden. Mit Hilfe der Fördermittel aus verschiedenen Programmen der Städtebau- und Wohnraumförderung konnte bereits ein Großteil der historischen Bausubstanz in den Städten Brandenburgs gerettet und saniert werden. Seit 2020 erfolgt die Förderung insbesondere aus dem Bund-Länder-Programm ‘Lebendige Zentren‘. Die Mittel werden in jedem Haushaltsjahr jeweils für einen Förderzeitraum von fünf Jahren bewilligt. Von den für 2021 bis 2025 insgesamt für Brandenburg zur Verfügung stehenden Mitteln in Höhe von rund 34 Millionen Euro für das Programm ‘Lebendige Zentren‘ sind bereits rund 26 Millionen Euro für 31 Gebiete in historischen Stadtkernen und denkmalgeprägten Innenstadtbereichen vorgesehen.

Davon werden unter anderem folgende Projekte umgesetzt:

  • Förderschwerpunkte in den historischen Stadtkernen war auch 2021 die Sanierung von Klosterensembles in Kyritz und Mühlberg/Elbe.
  • Die Stadt Luckenwalde erhielt für die unter Denkmalschutz stehende Siedlung ‘Am Anger‘ aus den 1920er Jahren Mittel für die Fortsetzung der denkmalgerechten Sanierung der nahezu original erhaltenen Miethäuser Jänickendorfer Straße 16 und 17, die Sanierung des Torbogens an der Durchfahrt zum Angerbereich und die Planungen der denkmalgerechten Sanierung des öffentlichen Straßenraums, der die Siedlung entscheidend prägt.
  • Das umfangreichste Projekt, das aktuell aus dem Programm ‘Lebendige Zentren‘ gefördert wird, befindet sich in Wittstock/Dosse: Ziel ist die denkmalgerechte Sanierung und Entwicklung der an die Altstadt grenzenden und jahrzehntelang leerstehenden ‘Alten Tuchfabrik am Dosseteich‘ zum Bildungscampus. Mit den 2021 bewilligten Mitteln sollen die weitere Planung und die dringend erforderliche Dachsanierung des stadtbildprägenden sechsgeschossigen Produktionsgebäudes finanziert werden.

Ein weiteres herausragendes Förderbeispiel ist das unter Denkmalschutz stehende Gesundheitszentrum Spremberg (Landkreis Spree-Neiße). Das Gebäude der ehemaligen Freimauerloge in der Spremberger Karl-Marx-Straße 6 wurde im Jahr 1835 als Schützenhaus gebaut und 1837 nach Fertigstellung der Spremberger Schützengilde übergeben. Rund 50 Jahre später wurde das Haus zur Freimaurer-Loge. Ab den 1920er-Jahren gehörte auch ein Restaurant zur Loge. Später zog eine Tuchmanufaktur ein, Garagen und Nebengebäude kamen dazu. Der lange Leerstand nach 1990 ließ das Haus mehr und mehr verfallen. Ein neuer Eigentümer übernahm im Jahr 2018 das Gebäude und baute es zum Gesundheitszentrum um. Künftige Nutzer sind sowohl Außenstellen des Krankenhauses Forst (Geriatrische Klinik) und des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus (Schlaflabor mit fünf Plätzen) als auch weitere medizinische Einrichtungen, wie ein Sanitätshaus sowie ein Büro für Medizintechnik (Lungentechnik) und Bereitschaftszimmer für Ärzte. Die Baukosten betrugen rund drei Millionen Euro. Das Infrastrukturministerium unterstützte die Sanierung des Bestandsgebäudes mit rund 530.000 Euro aus den Landes-Programmen ‘Wachstum und nachhaltige Erneuerung – Teilprogramm Sanierung, Sicherung und Erwerb‘ und ‘Stadtumbau‘.

 

Landesweit sind rund 14.000 Baudenkmale in der Denkmalliste des Landes verzeichnet. Von mehr als 40.000 archäologischen Fundplätzen sind etwa 11.000 als flächenmäßig abgegrenzte Bodendenkmale eingetragen. Die ältesten Bodendenkmale sind Feuersteinwerkzeuge aus der Zeit des Neandertalers vor rund 130.000 Jahren, gefunden im Braunkohletagebau bei Jänschwalde (Spree-Neiße). Das jüngste Bodendenkmal ist ein Fluchttunnel unter den DDR-Grenzanlagen von 1961 in Glienicke-Nordbahn (Oberhavel). Die ältesten Baudenkmale reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, so etwa die Klöster in Lehnin (Potsdam-Mittelmark), Zinna (Teltow-Fläming) und Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) oder der um 1200 entstandene Burgturm in Stolpe (Uckermark). Eines der jüngsten Baudenkmale ist die Förderbrücke F60 in Lichterfeld (Elbe-Elster) aus dem Jahr 1988.

Für Fragen des Denkmalschutzes sind in Brandenburg die 18 Unteren Denkmalschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zuständig. Denkmalfachbehörde des Landes ist das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum mit Sitz in Wünsdorf (Teltow-Fläming).

Fotos zu den Projektbeispielen können für Veröffentlichungszwecke in der Presse und unter Angabe der Quelle genutzt werden: Bilder zum Speicher Hobrechtsfelde (Quelle: siehe Dateinamen) gibt es unter: https://we.tl/t-o3K31sXrBh. Bilder zum Gesundheitszentrum Spremberg (Quellen: siehe Dateinamen) gibt es unter https://we.tl/t-LiUo18PUJE. Auf dem YouTube-Account des MIL gibt es zudem einen Kurzfilm zu dem Projekt: www.youtube.com/watch?v=irhCul_emuk.

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Ident-Nr
Presseinformation
Datum
17.01.2022