NiederkornEin Zuhause feiert 100 Jahre: Attilio Bariviera posthum Namensgeber des Turnsaals 

Niederkorn / Ein Zuhause feiert 100 Jahre: Attilio Bariviera posthum Namensgeber des Turnsaals 
Gruppenfoto mit den Ehrengästen und der großen Turnerfamilie Foto: Sylvie Becker

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In Niederkorn wurde der Turnsport seit jeher großgeschrieben. 117 Jahre später feierte der Traditionsverein anlässlich des 100. Jubiläums des Turnsaals „Ecole de garҫons“ einen Festakt, bei dem Turnlehrer „Attilio Bariviera“ posthum als Namensgeber zu hohen Ehren kam.

Nicht viele Sportvereine haben das Glück, so lange in derselben Turnhalle ihren Sport ausüben zu können, wie die Turner der „La Liberté“ aus Niederkorn. Präsident Claude Bariviera ging in seiner Ansprache auf die Geschichte des 100-jährigen Turnsaals ein. Vor 100 Jahren, am 22. Juni 1923, zog der Herrenturnverein aus Niederkorn in den Saal der Knabenschule – derselbe, in dem heute noch verschiedene Sektionen trainieren.

Probleme mit den nötigen Räumlichkeiten blieben seit der Vereinsgründung am 10. August 1906 andauernd zu lösen. Erst Anfang der 1920er Jahre konnten die anfänglichen Probleme gelöst werden. In der Vereinschronik findet man hierzu folgenden Ausschnitt: „Da die alte Schule bereits seit längerer Zeit leer stand und unseren Wünschen entsprach, wurde ein Gesuch an den hochlöblichen Gemeinderat gerichtet, um die Erlaubnis zu erhalten, diesen Saal zu gebrauchen, welcher uns bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurde.“

Leider war der Raum in die Jahre gekommen. Mit viel Einsatz seitens der Gemeinde Differdingen wurde der „alte“ Turnsaal mit viel Liebe zum Detail zum 100-jährigen Jubiläum renoviert. Sportschöffe Paulo Aguiar unterstrich die Verdienste von Attilio Bariviera, der sich in besonderer Weise für den Turnsport in Niederkorn verdient gemacht hat. Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch war mit den Renovierungsarbeiten sehr zufrieden und freute sich darüber, dass weiterhin Turnaktivitäten, wie das Babyturnen, dort stattfinden.

„Attilio Bariviera“, ein würdiger Namensgeber

Bei der Namensvergabe ging es darum, eine Person auszuzeichnen, die sich in besonderer Weise um den Turnsport in Niederkorn verdient gemacht hat. Es war die ideale Gelegenheit, Attilio dort ein kleines Denkmal zu setzen, wo er so viele Stunden ehrenamtlich verbracht hatte. Für seinen unermüdlichen Einsatz und seine exemplarische Einstellung zum Turnsport und für die vielen Verdienste um die Kinder- und Jugendförderung im Verein trägt der Turnsaal jetzt seinen Namen „Attilio Bariviera“.

Auch 17 Jahre nach seinem Tod ist Attilio immer noch in den Köpfen der Niederkorner Bürgerinnen und Bürger präsent. „Dies ist der Moment, auf den viele gewartet haben, diese Initiative vom Turnverein, die auf würdevolle Weise an Attilio erinnert, wärmt unsere Herzen“, sagte sein sichtlich berührter Enkel Patrick Bariviera. „Tilio“, wie all seine Freunde ihn nannten, prägte den Niederkorner Turnverein und die Dorfgemeinschaft wie kein anderer.

Zur Person

Attilio Bariviera erblickte am 24. Mai 1919 in Bagnasco (Italien) das Licht der Welt. Als italienischer Einwanderer kam er nach Niederkorn, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seine berufliche Laufbahn als Hüttenarbeiter begann bei der Hadir („Hauts fourneaux et aciéries de Differdange, St-Ingbert, Rumelange“), die 1967 von der Arbed („Aciéries réunies de Burbach, Eich, Dudelange“) übernommen wurde.

Neben seiner Familie war der Turnsport stets seine Leidenschaft. Sein Motto war: „Einmal Turner, immer ein Turner“. Kein anderer Turnlehrer (Trainer) im nationalen Turnverband feierte mit den „Jeunes Pupilles“ (Minis) mehr Siege beim traditionellen Turnfest „Fête de la joie“ als „Tilio“. Selbst bis ins hohe Alter stand er dem Verein mit Rat und Tat zur Seite.

67 Dienstjahre kamen als Sektion- und Kunstturner, Athlet, Akrobat, Turnlehrer, Mitglied der technischen Kommission, Gerätewart, Grillmeister bei vielen Vereinsfesten und als Kassierer der Ehrenmitgliederkarten und als Trainer zusammen. 1991 wurde Tilio als „Président Doyens“ für seine exemplarische Leistungen vom Verein geehrt und trug diesen Titel mit sehr viel Stolz bis zu seinem Tod am 5. März 2006, als er im Alter von 87 Jahren in Niederkorn verstarb.

(Der Text stammt von Romain Welter/„La Liberté“ und wurde vom Tageblatt gekürzt)