Die Türkei führt in Libyen und im Nahen Osten Kriege, die sie beschönigend "grenzüberschreitende Operationen" nennt. Es geht ihr um Einfluss, um militärische Vorherrschaft, um Energievorkommen und um eigenmächtig abgesteckte Seegrenzen. Ankara ist zu einem bestimmenden Akteur in Libyen geworden und zu einer Kriegsmacht am Mittelmeer und im Nahen Osten, an der keiner mehr so leicht vorbeikommt. Die Türkei hat eine neue Außenpolitik, neue Waffen – und eine neue Idee.

Tripolis im April: Medien berichten, dass der abtrünnige General Chalifa Haftar mit seinen Truppen vor der Hauptstadt Libyens steht. Die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung unter Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch droht unterzugehen. Doch plötzlich wendet sich Haftars Kriegsglück. Seine Truppen geraten unter heftigen Drohnenbeschuss, seine Panzer bleiben stecken, seine Raketen werden abgefangen, seine Milizen weichen zurück. Die Gegner haben auf einmal Raketen und Munition ohne Ende aufzubieten. Auf dem Mittelmeer sichern Kriegsschiffe schier unerschöpflichen Nachschub. Haftar muss den Rückzug antreten. Seither verliert er Region um Region an die voranmarschierenden Regierungstruppen.