Technik

Luftalarm und VPN App-Charts zeigen neue Realität in Ukraine und Russland

Eine App, die vor Luftangriffen warnt, gehört jetzt für viele Ukrainer zur Grundausstattung ihres Smartphones.

Eine App, die vor Luftangriffen warnt, gehört jetzt für viele Ukrainer zur Grundausstattung ihres Smartphones.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Durch die russische Invasion der Ukraine hat sich das Leben der Menschen schlagartig verändert. Das zeigt auch ein Blick auf die App-Downloads, die heute ganz anders als vor dem 24. Februar aussehen und die Entwicklung der vergangenen Wochen widerspiegeln.

Smartphones sind heutzutage ein fester Bestandteil im Leben der meisten Menschen und die meistgenutzten Anwendungen sind in gewisser Weise ein Abbild ihres Alltags. "Bloomberg" hat diesen Umstand dazu genutzt, um anhand der App-Charts zu verfolgen, wie sich Realitäten und Prioritäten seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine und in Putins Reich verändert haben.

Vor dem 24. Februar stand in beiden Ländern noch die durch die Corona-Pandemie groß gewordene Videochat-Plattform Zoom auf Platz 1. Dazu standen soziale Netzwerke wie TiKTok, Messenger-Dienste und Shopping-Apps hoch im Kurs. Ukrainische und russische Nutzer verhielten sich recht ähnlich, sie teilten auch die Vorliebe für einen sprechenden Hund namens Ben.

Zwei ukrainische Regierungs-Apps vorne

Mit dem Angriff änderten sich zunächst schlagartig die Top 10 der ukrainischen App-Stores. Innerhalb einer Woche legten die Downloads des sicher verschlüsselten Messengers Signal um 700 Prozent zu. Dann übernahm die Regierungs-App "Air Alert" die Spitzenposition, die ihre Nutzer vor Luftangriffen warnt. Beide Anwendungen sind bis heute in den Top 3.

Lediglich die Service-App "Diia" der ukrainischen Verwaltung wird noch häufiger installiert. Sie war zuvor schon weit verbreitet, hat aber in den ersten Kriegswochen neue Funktionen erhalten. Zu ihnen gehört ein Chatbot zum Einreichen von Bildern und Videos russischer Truppenbewegungen, Stellenangebote und Videokurse für Kinder, die nicht zur Schule gehen können.

Russen nutzen VPN-Dienste für Instagram und Facebook

In Russland dagegen nahmen die Downloads von Apps zu, deren VPN-Dienste den Standort verschleiern und eine Umgehung der Zensur ermöglichen. Den stärksten Schub für diese Anwendungen brachte ein Verbot von Facebook und Instagram. In jüngster Zeit probieren Russen aber auch zunehmend Alternativen zu den geblockten sozialen Netzwerken aus, vor allem Fiesta als Instagram-Ersatz steht hoch im Kurs.

Mitte März eroberte die Starlink-App Platz 2 der ukrainischen App-Stores, nachdem Elon Musk auf Bitte der Regierung in Kiew seinen Satelliten-Internetdienst Starlink für das Land aktiviert und Empfangsstationen geliefert hatte. Interessant sind auch die deutlich gestiegenen Downloads von Privat 24, der Anwendung der größten ukrainischen Bank. Warum das so ist, lässt der Beitrag allerdings offen.

Sprachlern-Apps für Flüchtlinge und Helfer

Fünf Wochen nach Kriegsbeginn löste Telegram in Russland Whatsapp als meistgenutzte Kommunikations-App ab, obwohl dieser Facebook-Dienst nicht verboten wurde. Laut "Bloomberg" liegt dies vor allem an staatlicher Propaganda und dem Umstand, dass Nachrichten-Medien Telegram nutzen. Die Kombination aus Messenger und sozialem Netzwerk konnte aber auch in der Ukraine Signal wieder von der Spitze verdrängen.

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Viel über die Lage in der Ukraine sagt aus, dass es die Sprachlern-App Busuu in die Top 10 geschafft hat. Menschen nutzen sie, um sich auf eine mögliche oder geplante Flucht vorzubereiten. "Bloomberg" zufolge war die Anwendung vor dem russischen Angriff nicht mal unter den Top 800.

Eine ähnliche Zunahme ist beim Google-Übersetzer und Duolingo zu beobachten - und das nicht nur in der Ukraine. In Polen habe die Zahl der Menschen, die Ukrainisch lernen, um mehr als 2600 Prozent zugenommen, teilt das Unternehmen mit. Weltweit habe die Sprache um fast 600 Prozent zugelegt, die meisten lernten sie in den USA.

Quelle: ntv.de, kwe

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