BAUSUBSTANZ 6/2023


Technik

Schimmelpilze, Asbest und Co.
Abb.1: Algenbefall an einer Innenwand einer Dorfkirche: Die Aufnahme zeigt eine Besiedlung in tiefen Putzschichten unter Verlust der oberen Fassungen [© Constanze Messal]

Constanze Messal


Schimmelpilze, Asbest und Co.

Bewertung von biogenen Schadstoffen in Gebäuden und der Umgang mit Gefahrstoffen bei Baudenkmälern


In der Gebäudesanierung und Restaurierung geht es um mehr als nur darum, Putz zu erneuern, Wärmedämmung anzubringen oder neu zu streichen. Selbst wenn es nur um diese Dinge gehen würde, wäre im Vorfeld eine Bestandsanalyse notwendig. Wird der neue Putz halten, bildet der neue Anstrich Craquelé, was meint die Bauphysik des Gebäudes zur Innendämmung?

Leider sind damit noch nicht alle Fragen beantwortet, denn neben den rein bautechnischen Fragestellungen dürfen die verborgenen oder vielleicht auch gut sichtbaren Nebenschauplätze nicht außer Acht gelassen werden: Schimmelbefall an der Wand, Asbest im Altputz, Schwermetalle im Anstrich.

Daher ist neben der Schadensfeststellung auch immer eine Erfassung möglicher Schadstoffe erforderlich – nicht nur unter dem Aspekt der Nutzergefährdung, sondern auch im Hinblick auf die Freisetzung der Schadstoffe während der Sanierungsmaßnahmen und Restaurierungstätigkeiten. Es gilt Maßnahmen festzulegen, die den Gesundheitsschutz der Ausführenden und eine angemessene Innenraumhygiene für Nutzer sichern.

Nach dem Erkennen und Bewerten stehen die Gefährdungsanalyse und das Erstellen eines Maßnahmenkonzepts an, und zwar bevor auch nur eine Putzkelle in die Hand genommen wird. Sogar vor einer möglichen Beprobung ist abzuschätzen, ob eine Materialentnahme Schadstoffe freisetzen könnte. Für die Gebäudesanierung sind hierbei viele Handlungsempfehlungen und Anleitungen verfügbar, insbesondere für die Beseitigung von Schimmelschäden oder den Rückbau asbestbelasteter Baustoffe.

Bei der Sanierung von Denkmälern ist die Sachlage jedoch etwas komplizierter. Wie in jüngeren Bestandsbauten auch, sind hier alle Arten von Schadstoffen nachweisbar, jedoch sind diese oft Teil der historischen Fassungen und erhaltungswürdig, sodass ein Rückbau oftmals nicht infrage kommt oder Methoden zur Dekontamination nur begrenzt einsetzbar sind.

Dies mündet zwangsläufig in einer erhöhten Gefährdung der Restauratorinnen und Restauratoren durch verstärkt händisches und kleinteiliges Arbeiten direkt am Objekt. Und hier fehlen eine der Gebäudesanierung vergleichbare Bewertungsgrundlage sowie pragmatische Handlungsanleitungen.

Dennoch ist ein sorgsamer Umgang mit Schadstoffen in Baudenkmälern machbar. Sich dabei an der Gebäudesanierung zu orientieren, kann eine hilfreiche Unterstützung sein, die momentan fehlenden Richtlinien zu kompensieren.


Biostoffe in historischen Bestandsgebäuden

Historische Bauwerke sind grob verkürzt oftmals groß, unbeheizt und undicht. Das Mauerwerk ist durchfeuchtet, salzbelastet und in den warmen Monaten Opfer von Sommerkondensat. Da wundert es nicht, wenn Schimmelpilze die historischen Bauwerke besiedeln und zu zahlreichen Schäden an farbigen Architekturfassungen, Ausmalungen und Inventar führen. Bekannt ist neben dem Verlust von wertvollen Fresken auch der Befall von Orgeln, Kirchengestühl oder Epitaphen.

Schäden entstehen in denkmalgeschützten Gebäuden nicht nur durch Schimmelpilze, sondern auch durch Actinomyceten (grampositive Bakterien) sowie Grünalgen. Diese Schäden sind weitaus häufiger anzutreffen, als man vermuten würde. Actinomyceten bevorzugen salzbelastete mineralische Anstriche mit organischen Bindemitteln, wie z.B. Kasein- oder Leimfarben, und verursachen als Befallsbild weißlich-graue, mehlige Schleier.

Dabei scheinen Actinomyceten eine Vorliebe für Kirchen entwickelt zu haben. Man findet sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in Rom, Griechenland, Spanien und in christlichen Kirchen in Kairo [1] [10]. Nachweisbar sind Actinomyceten auch in Grabkammern und Höhlen. Mit ca. 60% dominiert Streptomyces spp. und überwächst oftmals sogar die Pilzflora.

Grünalgen im (historischen) Innenraum anzutreffen, ist gar nicht so selten, da hohe Bauteilfeuchten in Kombination mit Kondensat optimale Besiedlungsbedingungen schaffen (Abb. 1). Auch die Lichtbedingungen im Innenraum sind für die Aufrechterhaltung der Photosynthese vollkommen ausreichend. Schäden durch Grünalgen entstehen vor allem durch das tiefe Einwachsen in Putz und Mauerwerk, wobei dies auch zum Ablösen der Fassung führt. Neben Grünalgen sind gelegentlich auch Cyanobakterien und Diatomeen nachweisbar [11].


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